Glaubwürdigkeit

Es ist ja doch recht eigenartig, welchen Politikerinnen und Politikern Vertrauen geschenkt wird. Extrembeispiel USA. Ein Donald Trump behauptet, dass er gewählt würde, auch wenn er auf offener Straße jemanden erschießen würde. Und tatsächlich ist das Vertrauen in ihn so groß, dass knapp 50 Prozent seiner Wähler:innen bestätigen, dass sie ihn wieder wählen würden, auch wenn er genau eine solche Tat begehen würde.

Man kann letztendlich spekulieren, was zu so großem Vertrauen in einen Politiker führt. Wesentlich ist aber vermutlich der Glaube, dass genau dieser Politiker am besten die Interessen seiner Wählerschaft umsetzen kann. Und so scheint Donald Trump doch damit zu punkten, dass er vermittelt, ohne Wenn und Aber kompromisslos nur die Interessen seiner Wähler:innen zu vertreten und Lösungen für ihre Probleme zu schaffen, wenn er das Land regiert.

Auch in Österreich stehen Wahlen an. Und auch hier gelingt es besonders einer politischen Partei seit einiger Zeit in Wahlumfragen vorne zu liegen, obwohl sie in den vergangenen Jahren mehrfach in Skandale verwickelt war. Ihr Spitzenvertreter vertrat öffentlich faktenentleerte Theorien im Rahmen der Coronapandemie und trotzdem scheint das Vertrauen in ihn zu wachsen. Auch hier kann ich nur spekulieren, aber es scheint doch auch hier so zu sein, dass man darauf vertraut, dass er an der Spitze so agieren würde, dass er umsetzungsstark und konsequent die Bedürfnisse seiner Wähler:innen befriedigen würde.

Viele Menschen allerdings haben das Vertrauen in die Politik verloren. Aus mehrern Gründen: weil die Versprechen zu groß waren, weil die Kompromisse zu faul waren, weil jeder, der agiert und handelt, massiv attackiert und kritisiert wird. Außerdem gelingt es kaum noch zu vermitteln, dass Positives bewegt wird und versucht wird, im Interessensausgleich das Bestmögliche voranzubringen.

Die Vorarlberger Spitalsärzt:innen sind momentan gefordert, Vertrauen in die politischen Zusagen der Landesrätin zu haben. Sie hat vorgegeben, bis Mitte des Jahres einen konkreten Fahrplan vorzustellen, wie die Gehaltsanpassungen im Spitalsbereich erfolgen und umgesetzt werden sollen, um konkurrenzfähig zu bleiben und Mitarbeiter:innen an die Spitäler zu binden und neue dazuzugewinnen. Sich hier in einen konstruktiven Prozess einzulassen und sich nicht aggressiv und wütend in der Öffentlichkeit zu positionieren, braucht das Vertrauen, dass das Zugesagte hält und man sich darauf verlassen kann.

Die Kurie der angestellten Ärzte hat sich dazu entschieden, sich konstruktiv in die Entwicklung einer Gehaltsanpassung einzubringen. Man kann nur hoffen, dass sich die Landesrätin bewusst ist, wie leicht Vertrauen zerstört werden kann.  Noch viel mehr muss man aber bangen, ob sich auch die KHBG, die mit der Umsetzung und Entwicklung einer Gehaltsanpassung mit einer zeitlichen Festlegung beauftragt wurde, darüber im Klaren ist, was es bedeuten würde, das Vertrauen der Ärzt:innen und Spitalsmitarbeiter:innen zu verspielen.

Nicht unwesentlich trägt jedenfalls schon jetzt zur vielfach resignativen Stimmung in den Krankenhäusern bei, dass man nicht mehr darauf vertrauen konnte, dass die Verantwortlichen in der KHBG entsprechende Hilfeschreie und Mitteilungen über unmögliche Arbeitssituationen verstehen wollen und die Not, die teilweise groß und erdrückend ist, nicht in der öffentlichen Schönwetter-PR ignorieren oder konterkarieren.