Und es bewegt sich doch …
Gehaltsreform
Die Forderung nach einer Angleichung der Vorarlberger Spitalsgehälter an das Niveau der Steiermark und des Burgenlandes ist bei den politisch und unternehmerisch Verantwortlichen angekommen. In einem ersten Gespräch mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher und Krankenhausdirektor Gerald Fleisch gestanden beide die Notwendigkeit einer raschen und nachhaltigen Gehaltsreform ein. Wie diese allerdings konkret aussehen soll, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten erst zeigen.
Die Zeit drängt jedenfalls, das zeigt die aktuelle Stimmung innerhalb der Vorarlberger Spitalsärzteschaft. Schon jetzt gibt es zudem massive Kritik der Bevölkerung am Vorarlberger Gesundheitswesen, das System platzt aus allen Nähten und vermittelt der Bevölkerung zunehmend den Eindruck einer Zwei-Klassen-Medizin. Bereits heute werden Operationen aus Personalmangel verschoben, bereits heute gibt es in einigen Bereichen eine Mangelversorgung.
Aus der Ärztebedarfsstudie ergibt sich ein klarer Auftrag für Land und Spitäler: Sie müssen bis 2030 mehr als zehn Prozent zusätzliche Ärzt:Innen in Vorarlberg beschäftigen, nur um den Status quo der Versorgung zu halten – und dieser ist ja schon heute alles andere als optimal. Diesen Auftrag zu erfüllen, nämlich fertig ausgebildete Fachärzt:Innen in Vorarlberg zu halten sowie zusätzliche zu rekrutieren, wird immer schwieriger. Immerhin verlassen schon heute knapp 50 Prozent der Ärzt:Innen nach ihrer Ausbildung das Land. Alle Bundesländer sind durch die Gehaltsabschlüsse im Burgenland und in der Steiermark unter Druck geraten, in allen Bundesländern werden wir in den nächsten Monaten Gehaltsanpassungen sehen. Schließlich fischen alle im selben Teich nach fachärztlichem Personal, alle brauchen konkurrenzfähige Gehälter.
Diese gefährliche Entwicklung war auch Triebfeder für die Sammlung von Unterschriften für eine Petition an die Landespolitik – eine Aktion des Mittelbaus, entstanden aus der Initiative einiger Oberärzte im LKH Feldkirch. Die Ärztekammer hat diese Botschaft gerne Richtung Politik transportiert. Dass es noch keine offizielle Antwort auf diese Petition gibt, liegt nach Angaben von Rüscher nicht an einer Geringschätzung, sondern an der Bürokratie: Petitionen, egal ob im Landtag oder bei der Regierung eingebracht, würden ausnahmslos und koordiniert über die Abteilung Regierungsdienste beantwortet – und diese kann sich laut Verfassung bis zu drei Monate Zeit dafür lassen.
Parallel dazu laufe aber bereits eine Evaluierung der Gehälter und Arbeitsbedingungen in den Spitälern, versicherte Rüscher. Das ist uns als Ärztekammer aber zu wenig, wir fordern eine maßgebliche Einbindung der ärztlichen Standesvertretung in den Reformprozess insgesamt, nicht nur des Betriebsrates, wie dies von KHBG-Direktor Fleisch angedacht wird. Es entspricht unserem Selbstverständnis, dass Verhandlungen über Spitalsarztgehälter von der ärztlichen Standesführung zu führen sind. Für die Spitalsärzt:Innen in Vorarlberg vergleichbare Arbeitsbedingungen wie im Rest von Österreich zu schaffen und für die Vorarlberger Bevölkerung die Versorgung von Morgen abzusichern kann nur in einem partnerschaftlichen Miteinander mit uns gelingen. Das wurde in diesem ersten Gespräch mit Landesrätin Rüscher und Direktor Fleisch mit aller Deutlichkeit eingefordert. Erste Termine sind nun in Aussicht gestellt, diese gilt es abzuwarten.
Und noch etwas wurde von Martina Rüscher in Aussicht gestellt: Eine Gehaltsreform soll bis Mitte des Jahres auf dem Tisch liegen. Erste vorsichtige Zwischenbilanz: Es bewegt sich doch.