VERTRAUENSFRAGE

Vertrauen ist eine der wichtigsten Grundlagen jeder Beziehung, sei es persönlich oder beruflich. Vertrauen ist die Überzeugung, dass man sich auf die Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Integrität einer Person oder Organisation verlassen kann. Vertrauen aufzubauen erfordert Zeit, Offenheit und Ehrlichkeit. Das gilt umso mehr für unser Vertrauen in die Politik, das derzeit extrem stark auf die Probe gestellt wird. Genauso wie unsere Geduld. Denn auch das jüngste Angebot des Landes für eine marktkonforme und konkurrenzfähige Gehaltsanpassung in den Spitälern ist maximal ein Tropfen auf den heißen Stein.

Anfang März hat das Land den Spitalsärzt:innen öffentlich zugesagt, bis zum Sommer eine nachhaltige Gehaltsreform auf den Weg zu bringen, um damit die Versorgungssicherheit in den Krankenhäusern langfristig abzusichern. Das Angebot vom 29. Mai, zwei weitere Gehaltsstufen einzuführen und alle Gehaltsklassen im Schnitt um etwas mehr als vier Prozent zu erhöhen, ist vom Tisch. Jetzt heißt es, eine Erhöhung der Grundgehälter sei nur über eine Gesetzesänderung möglich und die gehe sich in dieser Legislaturperiode nicht mehr aus. Das Angebot seitens der Politik lautet, diesen Punkt in die Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl aufzunehmen. Auf die Forderung der Initiative des Mittelbaus nach einer adäquaten Dienstentlohnung reagiert das Land mit einem Angebot von 2,5 Prozent mehr. Hier gibt es laut Land aber noch ein wenig Spielraum nach oben.

Um das Karrieremodell attraktiver zu machen, bietet das Land an, den Schlüssel künftig von 1:5 auf 1:3 zu verbessern. Zudem soll die Gehaltsklasse 23 für sogenannte Spezialist:innen geöffnet werden. Und die bisherigen bereichsleitenden und geschäftsführenden Oberärzte würden jeweils eine Gehaltsklasse höher eingestuft werden. Von diesem Angebot würden nach Angaben des Landes etwa 60 Prozent der Spitalsärzt:innen (berechnet auf Vollzeitäquivalente) mit einem monatlichen Plus von rund sechs Prozent profitieren. Wir sehen dies als problematisch an, denn dieses selektive Karrieremodell könnte einen Spaltkeil in die Ärzteschaft treiben.

Insgesamt beträgt das Volumen dieses Angebotes an die 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Wir werden uns in den nächsten Tagen gemeinsam mit der Initiative über die weitere Vorgehensweise abstimmen und Sie dann über die Ergebnisse informieren. Einstweilen wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer.