Junge Ärzt:innen fordern Umdenken in der Ausbildung
Ausbildung
Am Montag, 17. Oktober 2022, waren Dr. Julia Hörmann, Turnusärztevertreterin am LKH Bregenz und Dr. Luca Gallastroni, mein Stellvertreter in der Kurie der angestellten Ärzte, bei vol.at LIVE zu Gast und haben über die derzeitige Situation in den Spitälern für junge Ärztinnen und Ärzte gesprochen sowie Ursachen für den Ärztemangel und das fehlende Interesse an der Allgemeinmedizin angesprochen.
Als Hauptkritikpunkt äußerten Hörmann und Gallastroni, dass künftige Allgemeinmediziner oftmals Tätigkeiten zur Systemerhaltung durchführen müssen, anstatt Erfahrungen bei Patient:innen sammeln zu dürfen. Der Stationsalltag sei oft so voll geplant, dass er ohne Turnusärzte und Studenten gar nicht zu bewältigen wäre. Auch der Pflegemangel führe dazu, dass Allgemeinmediziner in Ausbildung immer wieder nicht-ärztliche Tätigkeiten übernehmen müssten. Sie zeichnen dabei ein eher düsteres Bild, denn die zahlreichen Überstunden belegen, dass es zu wenige Turnusärzte gibt. Das wiederum wirkt sich auf die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen aus, sie verschlechtert sich zusehends. Die Ausbildung frustriert viele.
Wenn man dann noch hört, dass im letzten Jahr in Vorarlbergs Krankenhäuser 80 Turnusärzte eingestellt wurden und davon 22 wieder ausgeschieden sind und das Land verlassen haben, dann muss man sich eingestehen, dass das System eine Umstrukturierung benötigt. Außerdem werden jährlich etwa 100 Jungärzte, die in Vorarlberg eine Ausbildungsstelle suchen, abgewiesen und verlassen ebenfalls das Land. Hier muss reagiert werden und das schnell, denn der Ärztemangel ist schlichtweg Realität.
Als möglichen ersten Lösungsschritten wünschen sich Dr. Hörmann und Dr. Gallastroni eine durchgehende Qualitätssicherung mit einem Kontrollorgan und echte Feedbackgespräche, um die Qualität der Ausbildung zu steigern. Dem kann ich nur beipflichten.
Außerdem braucht gute Ausbildung Zeit. Wenn es mehr Personal gäbe, dann besteht die Möglichkeit, dass man sich Zeit freischaufelt und diese dann nützen könnte, um den Vorgesetzten bei weiterführender Diagnostik oder Patientengesprächen zu begleiten. Andererseits bliebe auch Zeit für Besprechung von komplexen oder interessanten Fällen, bei denen man sehr viel für die Praxis mitnehmen kann. Wer die Ausbildung ernst nimmt, muss wissen, dass es Zeit braucht um zu Lernen – wie in jeder anderen Ausbildung eben auch.
Eine gute Ausbildung ist das Wichtigste, das wir jungen Ärzt:innen mitgeben können. Im anderen Fall entsteht eine Negativspirale, die zu massiven Verschlechterungen führt. Alle Verantwortlichen sind gefordert, gegenzusteuern und dafür zu sorgen, dass wir für alle Bereiche genügend junge Mediziner:innen ausbilden. Damit stünden mehr Jungärzt:innen für die Allgemeinmedizin, aber auch für die Fachbereiche zur Verfügung. Die so berühmte Win-Win-Situation.
Das ganze Interview können Sie auf Youtube auf dem Kanal von vol.at nachschauen. Per Newsletter haben wir allen Kammermitgliedern die Links zukommen lassen.