VORARLBERG, WISSENSCHAFT

Preis der Ärztekammer 2023 und Durig-Böhler-Gedächtnispreis 2024 verliehen

Kein Fortschritt ohne Forschung: Klinische Studien sind der Nährboden für die Medizin von morgen. Sie sind unerlässlich, um Krankheiten und ihre Ursachen besser verstehen zu können. Um neue, wirkungsvollere beziehungsweise schonendere Behandlungsmethoden zu entwickeln oder Früherkennung und Prävention zu optimieren. Dass Vorarlberg ein guter Boden für die medizinische Forschung ist, war am 14. November im Panoramasaal des Landeskrankenhauses Feldkirch offensichtlich. Die Ärztekammer für Vorarlberg und die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg (GÄV) würdigten an diesem Abend Mediziner:innen, deren Forschungsarbeiten auch international Beachtung fanden. Ärztekammer-Präsident MR Dr. Burkhard Walla und OA Priv.-Doz. DDr. Peter Tschann, Vizepräsident der GÄV, übernahmen die ehrenvolle Aufgabe, die renommierten wissenschaftlichen Auszeichnungen, den Preis der Ärztekammer und den Durig-Böhler-Gedächtnispreis, zu überreichen.

Antikörper gegen SARS-CoV-2 und Mortalität von hospitalisierten COVID-19-Patient:innen
Für ihre im „Journal of Internal Medicine“ veröffentlichte Forschungsarbeit wurde DDr. Sylvia Mink, bereichsleitende Oberärztin im Medizinischen Zentrallabor Feldkirch, mit dem Wissenschaftspreis der Ärztekammer 2023 ausgezeichnet. Ihre Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Höhe von Antikörperspiegeln gegen SARS-CoV-2 bei stationärer Aufnahme und der Mortalität von COVID-19-Patient:innen. „In einer multizentrischen Kohortenstudie an 1.152 hospitalisierten Patient:innen konnten wir zeigen, dass niedrige Antikörperspiegel bei der Aufnahme mit einem signifikant erhöhten Sterblichkeitsrisiko assoziiert sind – unabhängig vom Impfstatus der Patient:innen“, erläutert DDr. Mink. Patient:innen, die mit der vorherrschenden Omikron-Variante infiziert waren, hatten ein vierfach erhöhtes Risiko zu sterben, wenn die Antikörperspiegel bei Aufnahme unter 1.200BAU/ml lagen. „Dieses Ergebnis unterstreicht die Bedeutung von regelmäßigen Booster-Impfungen, insbesondere für gefährdete Patient:innengruppen mit zusätzlichen Risikofaktoren“, betont die Ärztin.

Passive Immunisierung gegen COVID-19 bei hämatoonkologischen Patient:innen
Der Durig-Böhler-Gedächtnispreis 2024 ging an DDr. Magdalena Benda-Beck und Dr. Patrick Reimann, die beide auf der Abteilung für Innere Medizin II am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch tätig sind. In ihrer Forschungsarbeit beschäftigten sie sich mit der passiven Immunisierung gegen COVID-19 bei hämatoonkologischen Patient:innen. „Konkret untersuchten wir das Ansprechen auf eine passive Immunisierung gegen COVID-19 mit den monoklonalen Antikörpern Tixagevimab/Cilgavimab bei 155 hämatoonkologischen Patient:innen“, erläutert DDr. Benda-Beck. „Patient:innen zeigten nach der Verabreichung von Tixagevimab/Cilgavimab ein geringeres Auftreten an COVID-19 Infektionen als Patient:innen ohne passive Immunisierung. Zudem war die Verträglichkeit sehr gut, mit einer geringen Rate an milden Nebenwirkungen“, führt Dr. Reinmann aus. Im Rahmen der Studie konnten Patient:innen mit CLL und Lymphomen als Hochrisikogruppe identifiziert werden, der frühzeitig eine Auffrischung angeboten werden sollte. Veröffentlicht wurde die Studie im Journal „Annals of Hematology“.

Outcome in very preterm infants: a population-based study from a regional center in Austria
DDr. Karin Konzett, Oberärztin auf der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Feldkirch, erhielt den Anerkennungspreis der GÄV. Sie befasste sich in ihrer Forschungstätigkeit mit den Morbiditäts- und Mortalitätsraten aller 2007 bis 2020 in Vorarlberg zur Welt gekommenen Frühgeborenen. „Insgesamt 501 Frühgeborene, die vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt kamen, wurden in die Studie eingeschlossen. Wir haben typische Frühgeborenenprobleme, die Lunge, Darm, ZNS und Augen betreffen, analysiert und mit nationalen sowie internationalen Ergebnissen verglichen“, beschreibt DDr. Konzett. Die Studie zeigte eine niedrige Mortalität, eine geringe Morbidität und eine erfreuliche Überlebensrate ohne größere Komplikationen. Im Laufe der Zeit ging die Sterblichkeit zurück, zugleich stieg die Rate der Überlebenden ohne schwer-wiegende Komplikationen an. Die Ergebnisse unterscheiden sich nicht wesentlich von (inter-)nationalen Daten ähnlicher Kohorten. Gründe dafür, dass Frühchen auch in Vorarlberg immer bessere Chancen haben, sieht DDr. Konzett unter anderem im gut strukturierten Versorgungsnetzwerk, abteilungsinternen Standards, verpflichtenden Simulationstrainings und der Teilnahme an internationalen Studien.

Fotos von der Preisverleihung finden Sie unter folgendem LINK.