Medizinuni schafft auch keine neuen Kassenstellen
VORARLBERG, REFORMDRUCK
Ärztekammer: Ministerium muss Geld für niedergelassenen Bereich endlich freigeben
Ärztekammerpräsident Burkhard Walla kann mit der erneuten Forderung von SPÖ-Chef Mario Leiter nach einer medizinischen Bodensee-Universität im Land wenig anfangen: „Eine Vorarlberger Med-Uni löst die aktuellen Versorgungsengpässe im niedergelassenen und stationären Bereich auch nicht.“ Die Ärzteschaft im Land würde ihre Versorgungsleistung für die Bevölkerung lieber heute als morgen ausbauen, allerdings seien die vom Gesundheitsministerium schon vor einem halben Jahr zugesagten Gelder für den Ausbau von Kassenarztstellen bis heute nicht freigegeben.
Walla bestätigt allerdings die Zunahme von Wahlarzt-Ordinationen auch in Vorarlberg. Von Ende 2017 bis Ende 2023 stieg die Zahl der Kassenärzt:innen im Land um 22 auf insgesamt 360. Die Zahl der Wahlärzt:innen hingegen stieg im selben Zeitraum um 51 auf insgesamt 341. Die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen durch die Bevölkerung stieg ebenfalls massiv, allein Vorarlbergs Hausärzt:innen haben im vergangenen Jahr zwei Millionen Arzt-Patienten-Kontakte gemeldet. Tendenz weiter steigend.
Parallel dazu hat die seinerzeitige Kassen-Fusion statt der in Aussicht gestellten Patientenmilliarde nur neue Kosten und Schulden verursacht, kritisiert Präsident Walla: „Das derzeitige Kassensystem schafft es finanziell kaum noch, der niedergelassenen Ärzteschaft die jährliche Inflation abzugelten.“ Es brauche dringend bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen für Kassenärzt:innen: adäquate Entlohnung, weniger Bürokratie, mehr bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote und sinnvolle Patientenlenkung. Andernfalls werde der Zustrom ins Wahlarztsystem weitergehen. Daran könne auch eine Vorarlberger Med-Uni nichts ändern, hier liege der Ball in Wien.
Auch in den Spitälern würde eine Vorarlberger Medizin-Uni den Personalengpass nicht entschärfen, stellt Walla fest: „Es kommen ja genügend Jungmediziner:innen nach dem Studium zur weiteren Ausbildung an die Landeskrankenhäuser. Es gelingt uns aber nicht, sie zu halten, fast die Hälfte von ihnen verlässt Vorarlberg wieder. Ganz abgesehen davon: Wer soll denn die Ausbildung an einer solchen Einrichtung stemmen, wenn wir ohnedies schon zu wenig Fachpersonal im Land haben?“ Auch hier braucht es laut Walla keine Med-Uni, sondern Reformen: konkurrenzfähige Gehälter, attraktive Karrieremodelle und bessere Arbeitsbedingungen. Diesbezüglich verweist Walla auf die laufenden Verhandlungen der Ärztekammer und des Zentralbetriebsrats mit der Krankenhausbetriebsgesellschaft