VORARLBERG, KASSENREFORM

Ärztekammer und Land sehen Pläne für pauschale Honorierung kritisch

Ärztekammer und Gesundheitspolitik in Vorarlberg begrüßen die Anstrengungen von Bund und Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK), die medizinische Versorgung im niedergelassenen Bereich auszubauen. Die Pläne Die Pläne für einen österreichweiten Gesamtvertrag mit einer pauschalen Honorierung für Kassenärztinnen und -ärzte werden im Land jedoch kritisch gesehen: "Dieser Reformschritt könnte in Vorarlberg nämlich zu einem Rückschritt in der niedergelassenen Versorgung führen“, befürchtet Ärztekammerpräsident Burkhard Walla.

Derzeit gibt es in den Bundesländern unterschiedliche Honorierungssysteme für Kassenärztinnen und -ärzte, basierend auf länderspezifischen Leistungskatalogen. „Werden die Honorare pauschaliert, besteht die Gefahr, dass beispielsweise aufwändige Untersuchungen, die bisher extra abgegolten werden, nicht mehr in den Ordinationen durchgeführt werden und die Patientinnen und Patienten stattdessen in die ohnedies schon überfüllten Spitalsambulanzen überwiesen werden“, gibt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher zu bedenken. Vereinheitlichung und Pauschalierung würden in dem Fall dem Leistungsprinzip zuwiderlaufen und die Patientinnen und Patienten müssten noch mehr Wege in Kauf nehmen, um das zu bekommen, was sie brauchen, sagt Rüscher.

Ärztekammerpräsident Burkhard Walla merkt an, dass eine Vereinheitlichung wohl kaum auf die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den Bundesländern Rücksicht nehme. „Zudem würde sich eine Pauschalierung nicht an der Obergrenze der bestehenden Honorare orientieren, sondern wohl eher eine Nivellierung nach unten bedeuten“, sagt Walla. All das würde dazu führen, dass Vorarlberger Kassenärztinnen und -ärzte nach diesem Reformschritt deutlich weniger verdienen als bisher. Eine mögliche Folge: Etliche Ärztinnen und Ärzte würden wohl ihren Vertrag mit der ÖGK kündigen und ins Wahlarztsystem abwandern, das Kassensystem würde ausgedünnt und geschwächt.

Aus diesen Gründen lehnen Rüscher und Walla die erst vor wenigen Tagen wieder in den Medien diskutierten Pläne für eine Vereinheitlichung und Pauschalierung des Honorarsystems für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Vorarlberg ab. Stattdessen sollte die ÖGK mit den 300 Millionen Euro, die sie vom Bund für den Ausbau des niedergelassenen Bereiches erhalten hat, die Attraktivität von Kassenstellen erhöhen: weniger Bürokratie, hier vor allem die Abschaffung oder zumindest Reduzierung der Chefarztpflicht; familienfreundlichere Arbeitsplätze, hier etwa ein Karenzmodell für den niedergelassenen Bereich; eine sinnvolle Patientenlenkung und eine leistungsgerechte Entlohnung.