WAHLUMFRAGEN

Es ist nicht der Wolf, es ist nicht die Kinderbetreuung, es ist nicht die Integration von Migranten und es ist auch nicht der Verkehr: Bei den Themen, die den Menschen in Vorarlberg für die Landtagswahl am 13. Oktober am wichtigsten sind, stehen das Gesundheitswesen und die Pflegeinrichtungen mit 62 Prozent an erster Stelle. Das hat das Marktforschungsinstitut Spectra in einer repräsentativen Umfrage für die Vorarlberger Nachrichten jetzt erhoben. Ein noch deutlicheres Ergebnis – allerdings auf Bundesebene – förderte vor einigen Wochen eine Umfrage des Market-Instituts für den Standard zutage: Dass die Verbesserung des Gesundheitssystems in Österreich ein berechtigtes politisches Anliegen ist, darauf können sich 82 Prozent der Wahlberechtigten verständigen. Und zwar weitgehend unabhängig von ihrer Parteineigung. Aus den Daten lässt sich ebenfalls ablesen, dass das Interesse an Verbesserungen im Gesundheitssystem mit dem Alter zunimmt. Und die Gesamtbevölkerung altert, dieser demografische Trend hält weiterhin an.

In dreieinhalb Wochen wählen wir einen neuen Nationalrat, zwei Wochen später einen neuen Landtag. Glaubt man den aktuellen Umfragen und Analysen, werden bei beiden Urnengängen die politischen Karten völlig neu gemischt. Welches Blatt dabei herauskommt, lässt sich nicht sagen. Die neuen Regierungen auf Bundes- und Landesebene sollten sich aber die obigen Ergebnisse zu Herzen nehmen, wenn sie denn wirklich etwas für die Menschen tun wollen: Ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist der Bevölkerung ein zentrales Anliegen.

Eine tragende Säule in diesem Gesundheitssystem war, ist und bleibt die Ärzteschaft. Diese viel stärker als bisher in Entscheidungsprozesse einzubeziehen erscheint daher als Gebot der Stunde. Ebenso, dass sich die Politik auch den Sorgen und Nöten der Ärztinnen und Ärzte annimmt und dafür sorgt, dass sie gut und gerne arbeiten können.

Ich erinnere mich noch an die Debatte in der vorletzten Landtagssitzung vor der Sommerpause. Da waren sich alle im Vorarlberger Parlament vertretenen Parteien einig, dass sich etwa für Spitalsärztinnen und Spitalsärzte die Arbeitssituation verbessern müsse – wenngleich dazu unterschiedliche Lösungsansätze diskutiert wurden. Aber immerhin, die Einsicht ist da, und zwar bei allen. Zu dieser Einsicht gesellt sich jetzt also auch die durch obige Umfragen gewonnene Erkenntnis, dass das Gesundheitssystem für die Bevölkerung immer noch auf dem ersten Platz der wichtigsten Güter steht. Umso zuversichtlicher bin ich, dass wir auch das zweite Paket unserer Forderung nach einer marktkonformen und konkurrenzfähigen Gehaltsanpassung in den Krankenhäusern gut schnüren werden: Die Anpassung der Grundgehälter steht ja noch aus, diese wird mit Vertreterinnen und Vertretern der neuen Landesregierung und den anderen Systempartnern natürlich weiterverhandelt.

Nicht der Wolf, nicht die Kinderbetreuung, nicht die Integration, nicht der Verkehr: Die Verbesserung des Gesundheitssystems ist heute der Wunsch der Bevölkerung an die politisch Verantwortlichen von morgen. Wie die Landespolitikerinnen und Landespolitiker diesen erfüllen wollen, erfahren wir wohl schon am 12. September bei der Podiumsdiskussion über Gesundheitspolitik, die in der Ärztekammer in Dornbirn stattfindet und zu der ich Sie alle noch einmal herzlich einlade. Dann die beiden Wahlen und nach diesen auch eine neue Gesundheitspolitik in Bund und Land – hoffentlich im Sinne der Menschen und nicht im Sinne irgendwelcher politischer Ideologien oder Kompromisse.