VORARLBERG, KASSENSTELLEN

Kurienobfrau Rümmele-Waibel sieht dabei ein Ungleichgewicht im Fördersystem

In Vorarlberg sind die ersten drei neuen Kassenstellen aus der Gesundheitsreform ausgeschrieben: eine Stelle für Allgemeinmedizin in Höchst, eine für Psychiatrie in Dornbirn sowie eine für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Bludenz. Die vierte für Vorarlberg vorgesehene Reform-Stelle soll in den nächsten Wochen ausgeschrieben werden.

Diese neuen Stellen sind Teil der von der Bundesregierung angekündigten 100 zusätzlichen Kassenstellen in Österreich für dieses Jahr. Anders als die bisherigen, regulären Stellen werden diese aber nicht nach partnerschaftlicher Absprache und nach regionalem Versorgungsbedarf gemeinsam von Gesundheitskasse und Ärztekammer ausgeschrieben: Die neuen Reform-Stellen werden vom Bund finanziert und von der Sozialversicherung verwaltet. Die Ärztekammer ist vom Entscheidungs-Prozess gänzlich ausgeschlossen. Stattdessen lockt der Bund mit einer Prämie.  

„Den Startbonus von 100.000 Euro gibt es aber nur für die Reform-Stelle für Allgemeinmedizin in Höchst. Nicht aber für die beiden anderen Facharztstellen“, sagt Alexandra Rümmele-Waibel, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer für Vorarlberg. Weiters: Auch für zahlreiche nicht besetzbare reguläre Kassenstellen für Allgemeinmedizin zum Beispiel in Feldkirch, Röthis, Lech oder im Kleinwalsertal gibt es vorerst keine staatliche Finanzhilfe.

Hier sieht Rümmele-Waibel ein Ungleichgewicht im Fördersystem und verweist auf den aktuellen Stand im Land: „Seit Dezember sind in Vorarlberg acht reguläre Kassenstellen ausgeschrieben, für die sich bis heute trotz mehrfacher Ausschreibungen niemand beworben hat – fünf davon sind Stellen für Allgemeinmedizin.“ Für diese gebe es derzeit keinen staatlichen Startbonus, obwohl die Bevölkerung in den betroffenen Regionen dringend auf neue Hausärztinnen und Hausärzte warte. Im Hinblick auf den Versorgungsbedarf fordert die Kurienobfrau entsprechende Gleichbehandlung. Außerdem wünscht sie sich von Bund und Sozialversicherung mehr Transparenz: Es sei noch immer unklar, nach welchen Kriterien die Festlegung der neuen Reform-Kassenverträge erfolgt.

Um den niedergelassenen Bereich nachhaltig zu stärken, reichten neue Stellen und neue Fördersysteme aber nicht aus, stellt Rümmele-Waibel fest: „Es braucht generell bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen für Kassenärztinnen und -ärzte. Dazu zählen unter anderem der Abbau von Bürokratie bei bewilligungspflichtigen Medikamenten, eine Lockerung bei den Zulassungsregeln für Hausapotheken und auch leistungsgerechte Honorare.“ Dann würden sich deutlich mehr Ärztinnen und Ärzte um freie Kassenstellen bewerben – auch ohne Startbonus.