Hausapotheken bedeuten Versorgungssicherheit
ÖÄK, Hausapotheken
Die Österreichische Ärztekammer unterstreicht ihre Forderung nach ärztlichem Dispensierrecht und Stärkung von Hausapotheken.
Die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Medikamenten ist derzeit einer großen Belastungsprobe ausgesetzt. Seit Wochen bereits sind hunderte Medikamente nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Die Österreichische Ärztekammer hat immer wieder dazu aufgerufen, die Produktionsstätten für Medikamente und Medizinprodukte verstärkt nach Europa zurückzuholen. „Ergänzend braucht es aber auch schneller wirksame Maßnahmen“, betont Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Die ärztliche Medikamentenabgabe kann die Abläufe deutlich erleichtern und bedeutet ein riesiges Serviceplus für die Patientinnen und Patienten. Ärztinnen und Ärzte können sofort auf Engpässe reagieren und so ihren Patientinnen und Patienten unnötige Wege und Zeit ersparen.“ Steinhart spricht sich daher erneut für ein allgemeines ärztliches Dispensierrecht aus. Zudem müsse die anachronistische Kilometergrenze endlich fallen, die derzeit einen Gebietsschutz für öffentliche Apotheken darstellt und Hausapotheken verhindert. Derzeit ist gesetzlich beispielsweise vorgeschrieben, dass in Gemeinden ärztliche Hausapotheken zusperren müssen, wenn der Abstand zu einer neu gegründeten öffentlichen Apotheke weniger als vier Kilometer beträgt. „Wir wollen ganz klar ein Neben- und Miteinander von öffentlichen Apotheken und ärztlichen Hausapotheken, damit Patientinnen und Patienten die optimale Versorgung genießen, denn darauf kommt es an“, sagt Steinhart.
„Ärztliche Hausapotheken können nicht nur im ländlichen Bereich einen entscheidenden Beitrag zu einer möglichst flächendeckenden Gesundheitsversorgung leisten, wie es die Bundeswettbewerbsbehörde längst festgehalten hat“, sagt Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte: „Auch im Hinblick auf eine mögliche Blackout-Gefahr, auf die sich viele Gemeinden aktuell gezielt vorbereiten, bringen Hausapotheken große Vorteile.“ Schließlich könnte schon eine nicht funktionierende Kasse oder ausgefallene Zutrittssysteme in Apotheken dazu führen, dass Menschen möglicherweise über einen längeren Zeitraum hinweg von der Medikamentenversorgung abgeschnitten werden. „Auch hier sind Orte mit Hausapotheke klar im Vorteil“, so Wutscher: „Patientinnen und Patienten erhalten gleich bei Ärztin oder Arzt ihre Medikamente und brauchen sich um sonst nichts mehr zu kümmern.“ Zudem sei die Möglichkeit einer Hausapotheke ein klarer Vorteil, wenn es um die Neubesetzung einer Kassenstelle geht, unterstreicht Wutscher: „Gerade der niedergelassene Bereich braucht aktuell dringend Impulse zur Verbesserung – das muss im Interesse aller sein.“
„Wir müssen uns die aktuelle bizarre Situation immer wieder vor Augen führen“, sagt Silvester Hutgrabner, Leiter des ÖÄK-Referates für Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten: „Kranke Menschen bekommen ein Rezept und werden dann auf die Suche nach der nächsten geöffneten Apotheke geschickt. Das bedeutet am Land mitunter einen Weg von dutzenden Kilometern. Ohne Postbus und ohne die Hilfe von Angehörigen oder Freunden ist es manchmal nicht einmal möglich, die dringend benötigten Medikamente noch am selben Tag zu bekommen!“ Man müsse sich endlich am Bedarf der Bevölkerung orientieren, fordert Hutgrabner: „Mehr Hausapotheken bedeuten mehr Service, mehr Lebensqualität, mehr Umweltschutz durch weniger unnötige Wege und eine Stärkung des ländlichen Raumes.“
Alle drei verweisen in diesem Zusammenhang nochmals auf die ÖÄK-Petition zur ärztlichen Versorgung, in der ebenfalls die ärztliche Medikamentenabgabe gefordert wird. Die Petition kann online unter www.aerztekammer.at/petition unterzeichnet werden.