Österreichische Ärztekammer: Sozialversicherung soll sich um ihre Aufräumarbeiten kümmern
ÖÄK, Sozialversicherung
ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart reagiert mit strikter Ablehnung auf Überlegungen von Sozialversicherungschef Peter Lehner zur Ausgestaltung der Ärztekammern.
Mit Unverständnis und strikter Ablehnung reagierte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, auf den heute in einem APA-Interview geäußerten Wunsch von Sozialversicherungschef Peter Lehner, die neun Landesärztekammern zusammenzulegen: „Man sollte meinen, dass der Dachverbandschef genügend Baustellen in seinem eigenen Bereich hat. Wie die Ärztekammern strukturiert sind, ist sicher nicht seine Angelegenheit und wenn wir uns das berüchtigte Projekt der Kassenzusammenlegung ansehen, kann das maximal als abschreckendes Beispiel dienen“, sagt Steinhart. Neujahrswünsche mögen heute zwar erlaubt sein, aber wie so viele andere werde auch dieser sicher nicht in Erfüllung gehen, so der ÖÄK-Präsident.
Zum von Lehner vermissten österreichweiten ärztlichen Gesamtvertrag hält Steinhart fest, dass es die ÖGK trotz sündhaft teurer Zusammenlegung bis heute nicht einmal geschafft hat, den von der Österreichischen Ärztekammer vor über anderthalb Jahren vorgestellten einheitlichen Leistungskatalog umzusetzen. „Er wünscht sich eine Zusammenlegung der Ärztekammern, aber Patientinnen und Patienten bekommen bis heute bundeslandabhängig unterschiedliche Leistungen. Und an der Untätigkeit der ÖGK sollen jetzt die Landesärztekammern schuld sein? Das ist ein Hohn“, fasst Steinhart zusammen.
Mehr Geld ins System
Der von Lehner negierte Ärztemangel sei durchaus real, so der
ÖÄK-Präsident: „Die Spar- und Kostendämpfungspolitik der vergangenen
Jahre und Jahrzehnte hat dazu geführt, dass bestimmte ärztliche
Tätigkeitsfelder an Attraktivität verloren haben. Wovor die
Ärztekammern seit Jahren vehement warnen, wird nun im Kassenbereich,
aber auch in den Spitälern, immer deutlicher. Hier muss dringend
gegengesteuert werden.“ Es gehe es um eine rasche Verbesserung der
Rahmenbedingungen, sagt Steinhart: „Der niedergelassene Bereich muss
massiv gestärkt werden, um die Spitalsambulanzen zu entlasten,
gleichzeitig sind Strategien für eine bessere Steuerung der
Patientenströme nötig sowie die Besetzung offener Dienststellen in den
Spitälern und eine groß angelegte, österreichweite
Ausbildungsoffensive. Das wird ohne deutlich mehr Mittel im System
nicht gehen“, widerspricht Steinhart dem SV-Chef. „Ich lade Peter
Lehner ein, mit uns an einem Strang zu ziehen und die
Gesundheitsversorgung in diesem Land zukunftssicher zu machen. Wir
müssen uns endlich gemeinsam für die Versicherten und alle
Patientinnen und Patienten in diesem Land stark machen.“