Wahlärzte: Österreichische Ärztekammer verwehrt sich gegen haltlose Unterstellungen des ÖGK-Obmanns
ÖÄK, Wahlarztwesen
Durchschaubar, aber in ihrer mangelnden Denktiefe immer aufs Neue erschütternd – so urteilt die Ärztekammer über die jüngsten Angriffe von ÖGK-Obmann Huss.
„Immer, wenn sich die Situation im Kassenbereich zuspitzt, reitet ÖGK-Obmann Andreas Huss gegen sein liebstes Feindbild, die Wahlärzte, aus. Danach kann man fast schon die Uhr stellen“, kommentiert Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, die jüngsten Vorschläge des ÖGK-Obmanns. „Aber jedes Mal aufs Neue kann man nur erschüttert sein über die mangelnde Denktiefe der Lösungsansätze“, sagt Steinhart. „Wenn das wirklich die Spitze des Problembewusstseins darstellt, dann erklären sich die immer größer werdenden Lücken in der kassenärztlichen Versorgung von selbst“, so der ÖÄK-Präsident, der stattdessen beispielsweise die Umsetzung des einheitlichen Leistungskatalogs erwarten würde, den die Ärztekammer in jahrelanger harter Arbeit erstellt und der ÖGK vor über einem Jahr übermittelt habe. „Aber nein, stets sind die Wahlärzte die Wurzel aller Übel im Kassenbereich. Ich erwarte, dass sich die übrigen ÖGK-Funktionäre endlich schützend vor die Ärzteschaft stellen und diesen sinnlosen Attacken Einhalt gebieten“, so Steinhart.
Spitalsärztinnen und Spitalsärzte in die Nähe von Korruption zu rücken, sei „unerträglich“, empört sich Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Die Unterstellung, dass Spitalsärzte gegen Wahlarzthonorar OP-Wartezeitlisten manipulieren würden, sei „völlig haltlos“, betont Mayer. „Es gibt keine Hinweise, dass hier Missbrauch betrieben wird. Wenn das der Dank für die Leistungen der Spitalsärztinnen und Spitalsärzte in den vergangenen Jahren sein soll, brauchen wir uns über die Besetzungsprobleme in den Spitälern nicht zu wundern. Ich verlange von Huss für seine diesbezüglichen Anspielungen eine öffentliche Entschuldigung“, hält Mayer fest. Es wäre angebracht, die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte angemessen zu entlohnen, dann stelle sich die Frage nach zusätzlichen Wahlarztpraxen nicht, so der ÖÄK-Vizepräsident.
„Die Wahlärztinnen und Wahlärzte sind ein unersetzlicher Teil der Versorgung für die Patientinnen und Patienten in unserem Land“, unterstreicht Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Die abwegigen Gedanken des ÖGK-Obmanns, dass es sich hier um Rosinenpicker handle, denen die Öffentlichkeit ihr Studium gezahlt habe, seien immer die gleichen, sagt Wutscher: „Das ist unerträglich und kann nur mit fehlendem Bewusstsein des ÖGK-Obmanns erklärt werden.“ Wahlärztinnen und Wahlärzte halten in den Regionen, wo Kassenärztemangel herrscht, das System aufrecht, so Wutscher. Zudem ermöglicht der freie Hochschulzugang in Österreich allen Studentinnen und Studenten ein gebührenfreies Studium, „Das betrifft nicht nur Medizin. Ich kann Herrn Huss zur Bildungspolitik gerne noch Nachhilfe geben“, stellt Wutscher klar. Die Forderung nach einer verpflichtenden E-Card-Anbindung für Wahlärztinnen und Wahlärzte sei dagegen „fast schon zum Lachen“, sagt Wutscher: „Schließlich war es die ÖGK, die diese Anbindung bis vor Kurzem völlig blockiert hat“, erinnert der ÖÄK-Vizepräsident: „Sich dann darüber zu echauffieren, dass es zu wenige Anbindungen gibt, ist mehr als scheinheilig.“