ÖÄK-Mayer: Wie wär’s mit einer Ärzte-Offensive, Herr Minister Rauch?
ÖÄK, Ärztemangel
Initiativen wie die Lehrkräfteoffensive gegen Lehrermangel könnten, dem ärztlichen Berufsstand angepasst, als Vorbild gelten, so der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer.
Die von Bildungsminister Martin Polaschek angekündigte „Lehrkräfteoffensive“ gegen den Lehrkräftemangel in Österreich sollte auch Gesundheitsminister Johannes Rauch zu einer ähnlichen, wenn auch dem ärztlichen Berufsstand genau angepassten, Initiative bewegen, fordert Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte: „Wenn man will und eine Idee hat, lassen sich offensichtlich in der heimischen Politik innovative Konzepte auch wirklich umsetzen. Gesundheitsminister Johannes Rauch sollte es seinem Ministerkollegen nachmachen und endlich auch eine dringend notwendige Ärzte-Offensive starten. Bloß: Was ist seine Idee? Und wo bleibt sein Wille, sich dem drohenden Ärztemangel zu widersetzen, auf den wir schon seit Jahren hinweisen?“
„Wenn etwas absehbar ist, wie der Ärzte- oder auch der Lehrermangel, dann muss man sich auch mal ernsthaft Gedanken machen, wie man das am besten stoppt und auch nachhaltig verhindert“, betont Mayer. „Bewegungslos und planlos zuzusehen, wie uns die Ärzte davonlaufen anstatt endlich einmal initiativ zu werden, das ist jedenfalls keine gute Idee. Noch dazu, wo es bei Ärzten einer sehr langfristigen Planung bedarf.“ Im Gegensatz zur Initiative des Bildungsministeriums sei aber darauf hinzuweisen, so Mayer, dass eine Ärzte-Offensive ganz sicher nicht die Tür für Quereinsteiger aus den gesundheitsnahen Berufen zum Einstieg in die ärztliche Tätigkeit öffnen darf: „Um Arzt zu werden und Arzt zu sein, bedarf es eines jahrelangen Studiums und einer hochqualitativen medizinisch-wissenschaftlichen Ausbildung – irgendein Fachhochschul-Kurzlehrgang in einem gesundheitsnahen Berufszweig darf niemanden dazu befähigen, als Arzt zu arbeiten, nur weil es einen Ärztemangel zu bekämpfen gibt. Da muss man an der Schraube für die Attraktivierung der Arbeitsbedingungen drehen. Zum Beispiel durch weniger Bürokratie. Aber für andere Bereiche im Gesundheitswesen, wie etwa im Bereich der Dokumentationsassistenten, sind solche Konzepte grundsätzlich denkbar. Hier fehlt aber bisher die Kreativität und der Wille der Politik.“
Vielmehr müssten jetzt gemeinsame, ernsthaft gemeinte Konzepte von Politik und Spitalsträgern auf den Tisch, um dem drohenden Ärztemangel zu begegnen. Die Österreichische Ärztekammer stehe dabei gerne mit Rat und Tat zur Seite: „Es braucht offensive und mutige Konzepte mit Weitblick sowie eine vorausschauende Gesundheitspolitik, die weiter reicht als bis zur nächsten Nationalratswahl. Mehr Aktion als Reaktion – wobei schon eine Reaktion auf die von uns seit Jahren vorgelegten Lösungsansätze, Ideen und innovativen Zugänge schön gewesen wäre. Geschehen ist bislang leider nichts“, unterstreicht Mayer.
Woran aber keinesfalls gerüttelt werden dürfe, sind die durch das KA-AZG festgelegten Arbeitszeithöchstgrenzen für Ärzte. Immer wieder wird diese absurde, und die Patienten gefährdende, Idee von der Landespolitik ins Spiel gebracht, um so ihre Versäumnisse zu kaschieren. „Es ist ein grotesker Ruf der Politik und der Träger, den Personalmangel durch angeordnete Überstunden auszugleichen und das KA-AZG auszuhebeln – so machen wir unsere hochmotivierten Ärzte nur kaputt und vertreiben sie.“
Mayer unterstrich in diesem Zusammenhang die bereits seit Jahren gestellten Forderungen der Ärztekammer wie die Nachbesetzung offener Dienststellen und Schaffung neuer Stellen, die dringend nötige Initiative zu einer qualitativen, österreichweiten Ausbildungsoffensive, die generelle Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit flexibleren, auch den jeweiligen Lebensumständen entsprechenden Arbeitszeitmodellen, die Entlastung der Ärzteschaft von bürokratischen Tätigkeiten und Dokumentation, die Stärkung und Attraktivierung des niedergelassenen Bereichs, um die Spitalsambulanzen zu entlasten sowie eine auch dem internationalen Vergleich standhaltende Entlohnung. „Wenn wir diese Punkte gemeinsam angehen – und dazu sind wir als Ärztekammer mehr als bereit – dann bin ich überzeugt, dass wir uns dem Ärztemangel erfolgreich widersetzen können“, so Mayer.