ÖÄK-Mayer: Politik und Länder haben das System der Ärzteausbildung nicht verstanden!
ÖÄK, Ausbildung
Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer betont, dass in den Spitälern, wo die Ausbildung passiert, der Nachwuchs fehlt und fordert Investitionen in die Ausbildung.
„Wenn Gesundheitsminister Rauch im Rahmen des Rechnungshofausschusses zur Ärzteausbildung betont, dass es nur bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten einen Mangel an ärztlichem Nachwuchs gibt, dann hat er das System nicht verstanden – denn auch in den Spitälern haben wir ein massives Nachwuchsproblem und die Ausbildung der Ärzte passiert ja im Spital“, ärgert sich Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Und nur wenn wir genug Ärzte im Spital haben, können manche davon auch in die Niederlassung gehen.
Viele Ausbildungsstellen unbesetzt
Zugleich lasse es die Politik aber zu, dass aktuell in manchen
Fächern, wie etwa in der Radiologie, bis zu 50 Prozent der von der
Österreichischen Ärztekammer genehmigten Ausbildungsstellen von den
Spitalsträgern nicht besetzt sind: „Eine fatale Entwicklung, die uns
noch auf den Kopf fallen könnte. Spätestens jetzt sollten Politik und
Gesundheitsträger damit beginnen, eine zielführende Strategie in der
Ärzteausbildung umzusetzen anstatt diese mutwillig zu blockieren.“
Mangel an Allgemeinmedizinern in der Ausbildung
„Natürlich sind die Allgemeinmediziner extrem wichtige
Gatekeeper und die Nahversorger in unserem Gesundheitssystem, das ist
ja unbestritten, und auch, dass es dort an Nachwuchs fehlt“,
unterstreicht Mayer. „Aber der fehlende Ärztenachwuchs reicht ja viel
weiter – bis in die Spitzenmedizin in den Spitälern. Und wenn es dort
einen Mangel gibt, dann wird es bald auch einen Mangel an jenen
Ärztinnen und Ärzten geben, die in der Lage sind, andere auszubilden.“
Die Politik müsse nun endlich das Geld für neue, dringend notwendige
Dienstposten in die Hand nehmen, um mit dieser Maßnahme offensiv und
aktiv die Ausbildung zu stärken und damit auch den drohenden
Ärztemangel zu bekämpfen.
Unklare Lösungsansätze
Zum aktuellen Dilemma in Sachen Ausbildung komme erschwerend
hinzu, dass mit 2023 allein die Bundesländer für die Ausbildung
zuständig sind und sich quasi auch noch selbst überprüfen. „Die
Bundesländer genehmigen sich die Krankenanstalten, betreiben diese und
sind dann auch noch selbst für die Evaluierung der Qualität und der
Ausbildung verantwortlich. Wie soll das bitte zusammenpassen? Es ist
zu befürchten, dass das die Sache nur noch viel schlimmer machen wird.
Politik und Länder sind hier säumig, eine Lösung für alle Betroffenen
unter Fokussierung auf die Qualität zu treffen!“, skizziert Mayer.
Warum man diese Kompetenz der Österreichischen Ärztekammer entzogen habe, die die Besetzung und Qualitätskontrolle von Ausbildungsstellen jahrzehntelang unabhängig und mit medizinischem Sachverstand perfekt ausgeführt hat, sei völlig unverständlich. „Schon bei der damaligen Entscheidung der Politik, Ausbildung ab 2023 allein zur Länder-Sache zu machen, wurde über die Österreichische Ärztekammer hinweg entschieden. Ich kann mich daher nur der Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker anschließen, die im Rahmen des Ausschusses hervorgehoben hat, dass sich nun bitte alle an der Ärzteausbildung beteiligten Akteure abstimmen müssen – auch wenn sie zum Teil unterschiedliche Interessen haben. Über die Kammer hinweg zu entscheiden, darf nicht zur Normalität werden!“