Verleihung Preis der Ärztekammer Vorarlberg und Durig-Böhler-Gedächtnispreis
Vorarlberg, Ärztekammerpreis
Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause gibt es im Bereich der wissenschaftlichen Auszeichnungen einiges aufzuholen. Am 28. Juni haben die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg (GÄV) und die Ärztekammer Vorarlberg erstmals in einem gemeinsamen Festakt im Panoramasaal des LKH Feldkirch gleich fünf Preise verliehen: Den Durig-Böhler Gedächtnispreis 2020 und 2021 sowie den Preis der Ärztekammer Vorarlberg 2019, 2020 und 2021. Doppel-Preisträger für das Jahr 2021 ist DDr. Peter Tschann, Oberarzt an der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am LKH Feldkirch. „Mit der Verleihung wollen wir Wissenschaft, Forschung und Ausbildung in Vorarlberg fördern“, betont GÄV-Vize-Präsident Priv. Doz. Dr. Michael Osti, MBA.
Der seit dem Jahr 2004 bestehende Preis der Ärztekammer Vorarlberg wird an Ärzt:innen für publizierte wissenschaftliche Arbeiten, aber auch für Leistungen auf dem Gebiet der praktischen Medizin verliehen. Auch der Durig-Böhler Gedächtnispreis der GÄV hat bereits lange Tradition: Seit über 40 Jahren wird er jährlich an Mediziner:innen vergeben, die an Vorarlberger Institutionen tätig sind und ihre Forschungsarbeit in einer international anerkannten Fachzeitschrift veröffentlichen konnten. MR Dr. Burkhart Walla, Präsident der Ärztekammer Vorarlberg, und Priv. Doz. Dr. Michael Osti, MBA, GÄV-Vize-Präsident haben die Auszeichnungen der letzten drei Jahre in feierlichem Rahmen persönlich an folgende Preisträger:innen überreicht:
Minimal invasive Methode zur Behandlung von Dickdarmkrebs
OA DDr. Peter Tschann, aktueller Preisträger für beide
Auszeichnungen, konnte seine Forschungsarbeit im Bereich „minimal
invasive Chirurgie“ im „International Journal of Colorectal
Disease" publizieren. Die wissenschaftliche Studie beschäftigt
sich mit dem Vergleich von herkömmlich offen durchgeführten
onkologischen Eingriffen und modifizierten minimal invasiven Methoden
zur Behandlung des rechtsseitigen Dickdarmkrebses. Die onkologische
Qualität sowie die Radikalität (Anzahl der entfernten Lymphknoten) war
vergleichbar mit der herkömmlichen offenen Technik. „Die Vorteile der
Knopflochchirurgie in Bezug auf die Krankenhausliegedauer und
postoperative Komplikationen konnten wir klar hervorheben“, erläutert
DDr. Tschann. „Zusammenfassend kann gesagt werden, dass diese Technik
eine sichere und effiziente Alternative zur herkömmlichen offenen
Chirurgie bei onkologisch indizierten rechtsseitigen
Dickdarmentfernungen darstellt.“
Neuer Handlungsplan für Schädel-Hirn-Traumata bei Kindern
Den Preis der Ärztekammer Vorarlberg für das Jahr 2020 konnte
Dr. Lukas Poyntner, HNO Abteilung am LKH Feldkirch in Zusammenarbeit
mit der Kinder- und Jugend-Heilkunde am LKH Feldkirch und der UFL
Liechtenstein, entgegennehmen. Er untersuchte in seiner Publikation im
„Pediatric Emergency Care“ milde Schädel-Hirn-Traumata (meist als
Gehirnerschütterung oder Commotio bezeichnet). Diese sind häufige
Unfallfolgen bei Kindern und Jugendlichen und führen zu zahlreichen
Schädel-Röntgen, Computer-Tomographien und stationären Aufnahmen. „Um
hohe Sicherheit zu garantieren und seltene bedeutende Verletzungen des
Gehirns auszuschließen, haben wir die jungen Patient:innen bisher
regelmäßig stationär aufgenommen. Jetzt steht uns eine neue
wissenschaftlich gesicherte Handlungsanleitung zur Abklärung zur
Verfügung“, informiert Dr. Poyntner. Ziel seiner Forschungsstudie war
der Beweis, dass durch den neuen Handlungsplan eine Reduktion der
stationären Aufnahmen erzielt wird. „Tatsächlich konnte die Zahl der
stationären Aufnahmen sowie der Schädel-Röntgen verringert werden.
Computer-Tomographien des Schädels wurden gleich häufig durchgeführt.
Die Sicherheit des Handlungsplans konnte bewiesen werden, da es zu
keinen Wiederaufnahmen kam“, freut sich der Facharzt für HNO.
Niedrige Blutzuckerwerte bei Neugeborenen
Dr. Johanna Stark, Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus
Zams, wurde mit dem Preis der Ärztekammer Vorarlberg für 2019
ausgezeichnet. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit zum Abschluss des
Medizinstudiums erarbeitete sie eine Studie, bei der die
Blutzuckerwerte aller Neugeborenen am Landeskrankenhaus Feldkirch im
Jahr 2015 untersucht wurden. „Blutzucker-Normalwerte bei Neugeborenen
sind nicht gut definiert. Niedrige Blutzuckerwerte werden bei gesunden
Neugeborenen häufig gefunden und sind vermutlich harmlos. Sobald sich
aber Symptome aufgrund von Zuckermangel zeigen, kann es bei
Neugeborenen zu neurologischen Einschränkungen im weiteren Verlauf der
Entwicklung kommen“, erklärt Dr. Stark. Anhand verschiedener
medizinischer Leitlinien wurden Risikogruppen, die dafür besonders
gefährdet sind, definiert. Niedrige Blutzuckerwerte waren in diesen
Gruppen von Neugeborenen relativ häufig – es wurde aber rechtzeitig
erkannt und behandelt. „Es wäre wünschenswert, wenn ein einheitliches
Blutzuckerprotokoll etabliert wird“, empfiehlt die Ärztin. Die
Ergebnisse der Studie wurden im „The Journal of Maternal-Fetal &
Neonatal Medicine“ 2020 veröffentlicht.
Impfansprechen nach mRNA COVID-19-Impfung bei Krebspatient:innen
Der Durig-Böhler Gedächtnispreis für 2021 wurde geteilt und
neben DDr. Peter Tschann an eine weitere ausgezeichnete
wissenschaftliche Leistung aus Vorarlberg vergeben: Dr. Magdalena
Benda, Abteilung für Onkologie und Hämatologie (Innere Medizin II) am
LKH Feldkirch, und Dr. Beatrix Mutschlechner, Abteilung für
Kardiologie, Angiologie und Endokrinologie (Innere Medizin I) am LKH
Feldkirch, haben im Frühjahr 2021 die Nebenwirkungen und das
Impfansprechen nach einer mRNA COVID-19-Impfung mit BioNtech/Pfizer
bei 259 Krebspatient:innen untersucht. „Vor allem Patient:innen mit
Bluterkrankungen - insbesondere mit chronischer lymphatischer Leukämie
oder Lymphomen - zeigten ein hohes Risiko für ein geringes
Impfansprechen. Durch eine laufende onkologische Therapie wird dieses
Risiko zusätzlich erhöht“, so Dr. Mutschlechner. „Zusätzlich konnten
Blutbestandteile identifiziert werden, welche schon vor der Impfung
Hinweise auf das Impfansprechen geben können.“ Gehäufte Nebenwirkungen
nach Impfung traten nicht auf. „Diese wissenschaftliche Arbeit hat auf
eine Risikokohorte aufmerksam gemacht. In der klinischen Routine kann
diesen Patient:innen nun eine individuelle Behandlungsstrategie
angeboten werden“, bekräftigt Dr. Benda. Die Studie konnte im „British
Journal of Haematology“ veröffentlicht werden.
Händedruck als Indikator für Sterblichkeitsrisiko bei Herzerkrankung
DDr. Barbara Larcher, beschäftigt in der Abteilung für Innere
Medizin I am LKH Feldkirch sowie am wissenschaftlichen Institut VIVIT
(Institute for Vascular Investigation and Treatment), hat nachträglich
den Durig-Böhler-Preis für das Jahr 2020 erhalten. Ihre prämierte
Arbeit wurde im „The American Journal of Cardiology"
veröffentlicht und befasst sich mit der Stärke des Händedrucks. Dieser
Parameter kann einfach und kostengünstig gemessen werden und ist ein
gutes Schätzmaß für die gesamte Muskelkraft einer Person. „In einer
großen Kohortenstudie des VIVIT-Instituts konnten wir zeigen, dass die
Stärke des Händedrucks bei Patientinnen und Patienten mit koronarer
Herzerkrankung das Sterblichkeitsrisiko und das Risiko, Herzinfarkte
oder Schlaganfälle zu erleiden, vorhersagt. Dieses Resultat
unterstreicht die Bedeutung von körperlicher Aktivität und Erhalt der
Muskelkraft - gerade bei bereits erkrankten Menschen," klärt
Preisträgerin DDr. Larcher auf.