eRezept: Auch niedergelassene Ärzteschaft fordert Verschiebung
ÖÄK, eRezept
Zu viele Kinderkrankheiten und Baustellen bedeuten ein „Chaos mit Ansage“, sagt ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart. Er verlangt eine Verschiebung um mindestens drei Monate.
Mit Anfang Juli soll das E-Rezept in Österreich flächendeckend eingeführt werden und die aktuelle Behelfslösung der elektronischen Medikamentenverordnung über die E-Medikation ablösen. Doch aktuell gibt es noch zu viele offene Fragen und Baustellen, als dass ein reibungsloser Übergang möglich wäre, warnt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. „Eine Einführung des E-Rezepts mit Anfang Juli bedeutet Chaos mit Ansage. Alle Beteiligten müssten die Versäumnisse und ungeklärten Fragen ausbaden. Unnötigerweise würde man große Verwirrung und Frustration auslösen.“ Steinhart verlangt daher eine Verschiebung der Einführung um mindestens drei Monate. „Das sollte ausreichen, um die noch bestehenden Kinderkrankheiten zu behandeln, vorausgesetzt, die Verantwortlichen nehmen die Probleme endlich genügend ernst.“
Hindernisse gäbe es noch zahlreiche, sagt Steinhart. Die Ärzteschaft sei bereit, aber viele Arztsoftwarehersteller seien etwa noch säumig, verlässliche und umfassende Lösungen fertigzustellen. Der Ablauf bei den Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen sei noch viel zu bürokratisch und im Bereich der Wahlärztinnen und Wahlärzte sei sich die Sozialversicherung selbst noch nicht einmal über die Einbindung und Umsetzung im Klaren. Auch bei den Apotheken gäbe es offensichtlich noch viele Probleme – etwa mit fehlenden Lesegeräten. „Hier hat die Apothekerschaft klar den Start verschlafen – eventuell sollte man weniger Zeit damit verschwenden, sich in ärztliche Tätigkeitsbereiche einzumischen und lieber erst einmal seine Kernaufgaben erledigen“, mahnt Steinhart.
„Wir haben Sozialversicherung und Ministerium unsere großen Bedenken bereits mitgeteilt. Wir können nur nochmals dringend appellieren, jetzt nicht persönliche Eitelkeiten und Geltungsdrang über das Wohl der Patientinnen und Patienten zu stellen. Die Behelfslösung über die E-Medikation funktioniert aktuell gut und kann aus unserer Sicht problemlos noch mindestens drei Monate weiterlaufen“, sagt Steinhart, der zusätzlich eine Informationskampagne über die Möglichkeiten und Vorteile des E-Rezepts fordert: „Aber wenn die Sozialversicherung der Bevölkerung überstürzt eine unfertige Beta-Version vorsetzt, wird das E-Rezept vielleicht nie die öffentliche Akzeptanz bekommen, die es verdient.“