ÖÄK-Mayer: Jahrelange Versäumnisse in der Personalplanung dürfen nicht auf dem Rücken von Spitalsärzten ausgetragen werden
ÖÄK, KA-AG
Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer erinnert: Das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz schützt Ärztinnen und Ärzte ebenso wie Patientinnen und Patienten. Politik und Träger müssen weg von der ewigen Erhöhung der Arbeitsverdichtung!
„Ich bin entsetzt darüber, was sich in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Schwarzach in Salzburg abspielt“, sagt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. „Ganz offensichtlich wird dort eine jahrelange, mangelhafte Personalplanung auf dem Rücken von Spitalsärztinnen und Spitalsärzten ausgetragen: Weil zu wenige Ärzte da sind, sollen die vorhandenen Mitarbeiter einfach noch mehr Überstunden machen, wenn es nach der Politik geht. Damit muss endlich Schluss sein! Die Politik muss sich endlich einmal an das halten, was sie versprochen hat – nämlich faire und attraktive Arbeitsbedingungen.“
Der Hintergrund: Wegen der viel zu dünnen Personaldecke in der Abteilung werden die verbliebenen Mitarbeiter – einige haben bereits gekündigt, darunter auch der Primar – „einfach“ zu mehr Diensten und Stunden vergattert. Die Belastung der Ärztinnen und Ärzte ist derart enorm, dass diese ausgebrannt kündigen.
Mayer: „Die Politik, allen voran Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl, kann jetzt nicht so tun, als hätte sie mit dem Dilemma nichts zu tun. Anstatt sich an die Vereinbarungen zum Krankenanstalten-Arbeitsgesetz zu halten, will die Politik die Ärzte noch mehr ‚ausquetschen‘. Der Schaden für Patienten und Ärzte scheint der Politik egal zu sein. Durch Nichtstun wurden sehenden Auges Personalengpässe herbeigeführt. Wenn eine Zitrone ausgepresst ist, kommt nichts mehr aus ihr raus. Dieses Arbeitszeitgesetz gibt es aus gutem Grund, nämlich um Ärztinnen und Ärzte, aber auch Patientinnen und Patienten zu schützen. Wenn Ärztinnen und Ärzte leer und ausgebrannt sind, weil es zu wenig Personal gibt, werden sie ihre Arbeit nicht mehr hundertprozentig machen können oder gleich kündigen, weil sie das mit ihrem Berufsethos nicht vereinbaren können. Mit zeitgemäßem Arbeiten und attraktiven Bedingungen hat das sicher nichts zu tun.“
„Offensichtlich hat die Salzburger Landespolitik generell verschlafen, dass es zu wenige Gynäkologen im Land gibt. Die Salzburger Landesregierung hätte längst vorausschauend darauf achten müssen, dass dieser Notstand nicht eintritt – jetzt ist es höchste Zeit zu handeln und neue Dienstposten zu schaffen! Leider ist Salzburg hier kein Einzelfall. Auch in anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich“, betont Mayer. Nicht nur um die Patientenversorgung aktuell auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten, sondern auch, um eine drohende Negativ-Spirale zu verhindern, müsse sofort gehandelt werden: „Werden die Zustände nicht abgestellt, neue Posten geschaffen und gleichzeitig auch die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert, wird es unter den Jungärztinnen und -ärzten niemanden geben, der neue Posten überhaupt besetzen möchte.“