ÖÄK-Mayer: „Versklavung“ von Österreichs Spitalsärzten wird diese noch mehr ins Ausland vertreiben und drohenden Ärztemangel befeuern
ÖÄK, Angestellte Ärzte
Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer zeigt sich entsetzt über Ideen von Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker zu Zwangsverpflichtung von Ärzten in öffentlichen Spitälern nach der Ausbildung.
„Die Ärztinnen und Ärzte in Österreich zu Sklaven zu machen, wird kaum dazu beitragen, dass sie gerne in Österreich bleiben, sondern ganz im Gegenteil den drohenden Ärztemangel in unserem Land weiter befeuern. Dann werden sie eben überhaupt nicht in Österreich mit der Ausbildung beginnen!“, ärgert sich Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte über die von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker aufgebrachte Idee, die in öffentlichen Wiener Spitälern ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte danach zu zwingen, weitere Jahre im öffentlichen Spitalssystem zu arbeiten.
„Die Spitalsärzte zu Leibeigenen des Staates machen zu wollen, bringt gar nichts, dann werden sich erstens viele schon vorher überlegen, ob sie überhaupt den Arztberuf ergreifen sollten und jene, die das Studium bei uns dennoch absolvieren, werden danach ganz einfach volley ins benachbarte Ausland oder nach Skandinavien wechseln, dort freut man sich schon auf unsere besten Köpfe. Dort herrschen zum einen auch noch deutlich bessere Arbeitsbedingungen als bei uns, unter anderem, weil der Politik dort die Ausbildung wichtig und der Lohn ebenfalls höher ist“, skizziert Mayer.
Schon jetzt ist das Interesse am Medizinstudium in Österreich stark gesunken, wie man an den Anmeldezahlen für das im Juli an den heimischen Medizin-Unis stattfindende Aufnahmeverfahren MedAT sehen könne, so Mayer. „Das gilt übrigens selbst für die Privat-Universitäten. Und der Prozentsatz jener, die nach dem Medizinstudium gar nicht erst in Österreich in den Arztberuf einsteigen, liegt bei über 31 Prozent, wie ein aktueller Rechnungshofbericht zeigt.“
„Ich bin daher fassungslos über die unreflektierten Ideen des Wiener Gesundheitsstadtrats! Anstatt darüber nachzudenken, wie wir die Arbeitsbedingungen der Spitalsärzte in Österreich verbessern können, wie wir es schaffen, moderne, attraktive Teilzeitarbeitsmodelle als Anreiz zu schaffen oder endliche eine dringend nötige Ausbildungsoffensive zu starten und unsere Ärztinnen und Ärzte von zeitraubenden bürokratischen Aufgaben zu befreien, denkt die Politik ernsthaft darüber nach, die berufliche Freiheit der Jungärzte von vornherein sklavisch einzuschränken. Wenn wir unsere Ärzte vertreiben wollen, dann genau so. Dann brauchen wir uns in wenigen Jahren nicht wundern, dass der drohende Ärztemangel die bittere Realität sein wird“, betont Mayer.