ÖÄK-Mayer: Schlechte Arbeitsbedingungen und wachsender Druck schrecken zunehmend vor Arztberuf ab
Stark sinkendes Interesse am Medizinstudium: Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer fürchtet bei anhaltendem Trend um die Gesundheitsversorgung in Österreich.
Ende März endete die Anmeldefrist für eine Teilnahme am österreichweiten MedAT-Aufnahmeverfahren für ein Medizinstudium an den Universitäten in Wien, Innsbruck, Graz und Linz. Das nun bekanntgegebene Ergebnis: Während sich im Jahr 2021 noch 17.823 Bewerberinnen und Bewerber verbindlich angemeldet hatten, sind es jetzt nur noch 15.788. „Das ist ein Schwund von mehr als 2.000 Interessenten und über 11 Prozent! Die mangelhaften Arbeitsbedingungen, die steigende Arbeitsbelastung und die immer gravierender werdende, mangelnde Wertschätzung für unsere Ärztinnen und Ärzte zeigt offenbar erste Wirkung und schreckt vor dem Arztberuf ab. Damit dieser Trend nicht anhält, sollten wir schleunigst diesen Fehler im System beseitigen, sonst ist unsere Gesundheitsversorgung massiv gefährdet“, betont Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte.
Jetzt zeige sich auch, so Mayer, dass die von der Österreichischen Ärztekammer kritisierte Erhöhung der Anzahl der Medizin-Studienplätze bis ins Jahr 2028 – die Bundesregierung stockt dann auf 2.000 auf (jetzt sind es 1.850 Plätze, bis 2021 waren es 1.740) – alleine nicht die Lösung des drohenden Ärztemangels sein wird. „Viel wichtiger wäre es offensichtlich, die besten jungen Köpfe unseres Landes dazu zu ermutigen, den Arztberuf zu ergreifen – und dies dann auch in Österreich und nicht im benachbarten Ausland zu tun. Aber ausgebrannte, überlastete Ärzte, insbesondere während der Corona-Pandemie, verbale und körperliche Übergriffe gegen unsere Ärzte und Arbeitsbedingungen, die drohen schlechter zu werden, machen dies für unsere Jugend nicht gerade besonders attraktiv, wie man sieht.“
Das sei im Angesicht der bevorstehenden Pensionierungswelle in der Ärzteschaft alarmierend. „Der Nachwuchs braucht jetzt neue Anreize und Gestaltungsmöglichkeiten, um auch Teilzeit-Arbeitsmodelle im Arztberuf für eine bessere Work-Life-Balance umsetzen zu können und vor allem sollten wir uns in unserer Gesellschaft um eine bessere Wertschätzung der Arbeit unserer Ärztinnen und Ärzte bemühen.“