ÖÄK, COVID-19

Bevor weitere Impfdaten in das Epidemiologische Meldesystem eingespielt werden, müssen unbedingt die gravierenden Sicherheitslücken geschlossen werden, fordert der ÖÄK-Vizepräsident.

Höchst beunruhigt zeigt sich Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, angesichts des jüngsten Datenskandals rund um das Epidemiologische Meldesystem (EMS). „Wie sollen Ärztinnen und Ärzte ruhigen Gewissens einmelden, wenn die Daten schlussendlich im EMS für Hacker quasi zur freien Entnahme herumliegen? Bevor es hier nicht eine umfassende Untersuchung und entsprechende Maßnahmen gegeben hat, dürfen hier keine Impfdaten mehr eingespielt werden.“ Schließlich könnte dann auch die gesamte Impfpflicht ad absurdum geführt werden, wenn sich beliebig COVID-Infektionen eintragen lassen, die dann ja aufschiebende Wirkung für die Impfung haben, sagt Steinhart. Aktuell werden via ELGA täglich e-Impfregisterdaten ins EMS gespielt.

Dass die Labore eigentlich ja nicht ins „echte“ EMS eingemeldet hätten, sondern in eine Schnittstelle, aus der Bezirksverwaltungsbehörden dann noch freigeben müssen, sei zwar „wirklich lieb gemeint“, aber in der Realität, in der es Datenmassen ohne Ende gibt, finde hier kaum echte Kontrolle statt, führt der ÖÄK-Vizepräsident aus. „Wenn wir hören, dass Labore die Dateneingaben an Sub-Sub-Firmen vergeben haben sollen, die dann aus dem Home Office auf derartig sensible Datenbanken zugreifen und tausende Datensätze zu infizierten Personen angeblich via E-Mail herumgeschickt wurden – da steigen ja sogar Datenschutz-Laien die Grausbirnen auf. In einen derartigen Schweizer Käse kann noch niemand ernsthaft Impfdaten, die aktuell zu den sensibelsten Daten überhaupt zählen, einspielen“, ärgert sich Steinhart.

„Bis zur Klärung dieser Vorfälle und der Behebung der Datenbankprobleme dürfen überhaupt keine Impfdaten mehr aus dem e-Impfpass ins EMS gelangen“, fordert auch Dietmar Bayer, Leiter des ÖÄK-Referates „e-Health in Ordinationen“. „Es ist ernüchternd, dass die Ärztekammer mit ihrem Kampf für die Sicherheit dieser sensiblen Daten ständig alleine dasteht. Das war kürzlich beim Apotheken-Skandal so und auch jetzt machen die anderen Stakeholder nicht den Eindruck, als wäre ihnen der Ernst der Lage bewusst“, so Bayer.