Licht an für Patientensicherheit - Nach Krisenmodus durch COVID-19 wieder Fokus auf Tools der Patientensicherheit legen
ÖÄK, Patientensicherheit
Anlässlich des Internationalen Tages der Patientensicherheit, den die WHO jährlich am 17. September ausruft, beleuchteten die Österreichische Ärztekammer und die Österreichische Plattform Patientensicherheit im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit MTD-Austria und dem Wiener Gesundheitsverbund aktuelle Entwicklungen sowie geplante Aktivitäten zu Patienten- und Mitarbeitersicherheit im österreichischen Gesundheitswesen.
Der heurige Tag der Patientensicherheit steht unter dem Motto „Licht an für Patientensicherheit: Setzen wir ein Zeichen“. Dazu Brigitte Ettl, ehemalige Ärztliche Direktorin der Klinik Hietzing und Präsidentin der Österreichischen Plattform Patientensicherheit: „Wir möchten Projekten und Initiativen, die Patienten- und Mitarbeitersicherheit stärken, eine Bühne geben und das Thema noch mehr in die Bevölkerung tragen.“
Aufschwung für Patient Empowerment und Hygiene
Die Österreichische Plattform Patientensicherheit, der die
wesentlichsten Player des österreichischen Gesundheitswesens
angehören, hat seit ihrer Gründung den Fokus auf vier zentrale
Themenbereiche der Patienten- und Mitarbeitersicherheit gesetzt:
Kommunikation, Medikationssicherheit, Hygiene und Patient Empowerment.
Dass durch die Pandemie Themenbereiche wie Patient Empowerment und
Hygiene einen starken Aufschwung erhalten haben, bewertet Ettl
positiv. „Wir waren und sind durch COVID-19 im Krisenmodus. Allerdings
dürfen wir nicht die restlichen Tools der Patientensicherheit
vergessen und übersehen. Und wir brauchen eine klare, transparente
Kommunikation, die für alle verständlich ist. Dies gilt für das
Know-how rund um Patientensicherheit wie auch für die Erkenntnisse,
die wir aus der Pandemie gewinnen konnten,“ fasst Ettl abschließend zusammen.
Patientensicherheit durch ausreichend ausgebildete Health Professionals
Expertinnen und Experten betonen, dass die Weltbevölkerung
lernen müsse, mit COVID-19 zu leben. In den ersten Phasen der Pandemie
war es eine der größten Herausforderungen, dass handelnde Personen mit
qualitativer und quantitativer Schutzausrüstung versorgt wurden, als
essenzielle Grundlage für die Patienten- und Mitarbeitersicherheit.
Gabriele Jaksch, Präsidentin von MTD-Austria, dem Dachverband aller
gehobenen medizinisch-technischen Berufe: „Die COVID-19-Pandemie weist
darauf hin, dass das österreichische Gesundheitssystem einem
Verbesserungsbedarf unterliegt.“ Im Sinne der Patientensicherheit sei
es wichtig, dass während einer Pandemie die gesamte Krankenversorgung
sowie Präventionsmaßnahmen aufrecht erhalten bleiben. Grundlegende
Voraussetzung dafür sei, dass ausreichend Health Professionals
ausgebildet werden. Derzeit gibt es bei den MTD-Berufen eklatante
Versorgungslücken im intra- und extramuralen Bereich.
COVID-19: Enorme Herausforderungen für Sicherheit
In der Pandemie ist das Thema Sicherheit ganz besonders ins
Zentrum gerückt, sagt Egon Unterberger, Leiter des Vorstandsressorts
Qualität, Prävention & Sicherheit in der Generaldirektion des
Wiener Gesundheitsverbunds: „COVID-19 hat gerade im Wiener
Gesundheitsverbund den Arbeitsalltag der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter bestimmt. Denn die Wiener Städtischen Kliniken haben über
90 Prozent der aufgrund von COVID-19-Erkrankungen spitalspflichtigen
Patientinnen und Patienten in der Bundeshauptstadt versorgt.“ Dabei
galt es, einerseits ein völlig neues Krankheitsbild zu therapieren,
andererseits musste die Versorgung aller anderen Patientinnen und
Patienten nebst der COVID-19-Erkankung zu jeder Zeit sichergestellt
werden. Das Thema Sicherheit bedeutete enorme Herausforderungen auf
mehreren Ebenen: Gewährleistung der Sicherheit der
COVID-19-Patientinnen und –Patienten, Schutz der
Nicht-COVID-19-Patientinnen und -Patienten vor Infektion sowie
Infektionsschutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die
Funktionsfähigkeit des Spitalsbetriebs zu jeder Zeit aufrecht zu erhalten.
Schlechterer Gesundheitszustand trotz Sicherheitsmaßnahmen
Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sei während der
gesamten Pandemie sowohl in den Spitälern als auch in den Ordinationen
gewährleistet gewesen, betont Thomas Szekeres, Präsident der
Österreichischen Ärztekammer: „Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen, die
wir auch stets kommuniziert haben, haben Patientinnen und Patienten
ihre Gesundheit leider dennoch vernachlässigt, haben
Vorsorgeuntersuchungen verschoben oder sind bei starken Symptomen
dennoch nicht in die Ambulanzen gefahren“, erzählt er. Verzögerte
Erst-Diagnosen seien die Folge gewesen, zudem hätten die Maßnahmen
gegen die Pandemie zu Gewichtszunahme geführt, einerseits durch
Bewegungsmangel, aber auch durch veränderte Ernährungsgewohnheiten.
Diese Gewichtszunahme, kombiniert mit selteneren Arztbesuchen, habe
sich der Allgemeinzustand von Patientinnen und Patienten
verschlechtert. Für Szekeres ist klar: In den präventiven Bereich
gehört grundsätzlich viel mehr investiert – und die Kommunikation
zwischen Ärzteschaft und Patientinnen und Patienten noch stärker in
den Fokus gerückt: „Qualitätssicherung beginnt beim Gespräch mit dem
Patienten“, sagt Szekeres. Das setzt aber voraus, die Zeit dafür zur
Verfügung zu haben. Es müssten daher Kassenärzte auch für
Beratungsgespräche entsprechend honoriert werden und in den Spitälern
entsprechendes Personal vorhanden sein. Die demografische Entwicklung
zeige eindeutig, dass der Bedarf nach medizinischem Personal steigt:
steigende Lebenserwartung, medizinischer Fortschritt in Kombination
mit einer älter werdenden Ärzteschaft zeige ganz klar: „Wir benötigen
mehr Personal“, sagt er.
Aufruf an den Gesundheitsbereich, sich zu beteiligen
Alle Organisationen aus dem Gesundheitsbereich sind eingeladen,
sich am Internationalen Tag der Patientensicherheit zu beteiligen.
Eine interaktive Landkarte fasst die Aktivitäten zusammen. Gemeinsam
mit dem Wiener Gesundheitsverbund und dem Institut für Ethik und Recht
in der Medizin veranstaltet die Plattform am 08.10.2021 eine Tagung.
Sofern aufgrund der COVID-19-Bestimmungen möglich, findet diese in der
Klinik Floridsdorf, ansonsten als Hybrid-Event, unter dem Titel
„Patientensicherheit geht uns alle an“ statt. Im Zuge dieser Tagung
wird außerdem der Austrian Patient Safety Award 2021 vergeben.
Link Austrian Patient Safety Award:
https://www.plattformpatientensicherheit.at/patientensicherheit-apsa-2021.php
Anmeldung zur Online-Tagung unter:
anna.fassl@plattformpatientensicherheit.at
Über die Plattform:
Die Österreichische Plattform Patientensicherheit ist ein
unabhängiges, nationales Netzwerk. Diesem gehören die wesentlichen
Einrichtungen und Expertinnen und Experten des österreichischen
Gesundheitswesens an, die sich mit Patienten- und
Mitarbeitersicherheit beschäftigen und diese durch Forschung,
Koordination von Projekten, Vernetzung und Information fördern.
www.plattformpatientensicherheit.at
www.twitter.com/pps_patienten