ÖÄK-Mayer: Opt-out-Verlängerung löst Problem nicht
ÖÄK, Spitalswesen
Längere Arbeitszeiten als Mittel gegen den Personalmangel in den Spitälern seien eine Illusion, sagt der ÖÄK-Vizepräsident. Für eine zukunftssichere Lösung sei jetzt die „letzte Chance“.
„Die Spitalsträger waren säumig und haben bei den Ländern leider nicht die zusätzlichen Dienstposten gefordert, die schon längst überfällig sind“, kritisiert Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Das Ergebnis: Nun soll das Opt-out verlängert werden, wonach Spitalsärzte auf freiwilliger Basis mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten dürfen: „Wieder einmal wollen es sich die Verantwortlichen leicht machen“, kommentiert Mayer diese neuen Pläne.
Patientensicherheit gefährdet
Ursprünglich wäre das Opt-out als Übergangslösung mit Ende Juni
ausgelaufen. Die Pläne, dieses zu verlängern, seien „pure
Realitätsverweigerung“, kritisiert Mayer: „Die Realität heißt nämlich:
Eine Opt-out-Verlängerung löst das Problem des Personalmangels nicht,
das ist eine Illusion“. Im Gegenteil: Die Arbeitszeit zu erhöhen und
die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte weiter zu
verschlechtern, gefährde nicht nur die Patientensicherheit, sondern
schrecke auch den dringend benötigten Ärztenachwuchs ab, sagt der
ÖÄK-Vizepräsident. Denn das Interesse, freiwillig mehr Stunden zu
arbeiten, sei unter den jungen Spitalsärzten ohnehin gering. Die
Verlängerung der Opt-out-Vereinbarungen sei daher klar abzulehnen. Das
Krankenanstalten-Arbeitsgesetz sei erst vor wenigen Jahren zum Schutz
sowohl von Ärztinnen und Ärzten als auch von Patientinnen und
Patienten umgestaltet und das Auslaufen der Opt-out-Vereinbarungen
beschlossen worden. „Dieses stufenweise Absenken der Höchstarbeitszeit
war schon ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Mayer. Er könne
sich grundsätzlich auch eine weitere Zwischenstufe mit 52 Stunden
Höchstarbeitszeit vorstellen, das seien immer noch 12 Stunden mehr als
im normalen Arbeitsrecht. Allerdings: „Allein die Stunden von
Ärztinnen und Ärzten zu erhöhen, die das freiwillig wollen, wird
nichts daran ändern, dass grundsätzlich mehr Spitalspersonal notwendig
ist“, betont Mayer.
Vernünftige Gesundheitspolitik notwendig
Dass nun das Opt-out verlängert werde, anstatt die
Personalengpässe tatsächlich konstruktiv anzugehen, zeige nur einmal
mehr, dass die Politik die Entwicklungen in den Spitälern die
vergangenen Jahre verschlafen habe: „Die Dienstposten, die wir immer
wieder gefordert haben, wurden von den Ländern nicht geschaffen“,
kritisiert Mayer die Bundesländer. Das Ergebnis könne man nun
allerorten sehen. Es könne aber nicht sein, dass die Konsequenzen
dieser Versäumnisse wieder bei den Ärztinnen und Ärzten abgeladen
würden: „Das ist doch keine zukunftssichere und vernünftige
Gesundheitspolitik!“, sagt Mayer. Er sieht nun die „letzte Chance“
gekommen, hier noch den Problemen entgegenzutreten: „Wir werden sehr
gerne an nachhaltigen Konzepten mitarbeiten, uns geht es darum, das
Gesundheitssystem auch für kommende Generationen zuverlässig und für
junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv zu gestalten“, sagt Mayer und
betont: „Wer gewillt ist, das Problem tatsächlich an der Wurzel zu
packen, findet in uns immer einen starken und verlässlichen Partner.“