ÖÄK, COVID-19

Statt mit Tests abzulenken, müsse die Bundesregierung alles tun, um an mehr Impfdosen zu gelangen, betont ÖÄK-Vizepräsident Harald Mayer.

„Die Bundesregierung muss sich dringend ernsthaft um die kurzfristige Beschaffung von zusätzlichen Impfdosen kümmern“, kritisiert Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Es herrsche der Eindruck vor, dass momentan stattdessen gewartet werde, anstatt aktiv zu handeln. So hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober zuletzt betont, das Testen massiv auszubauen. „Testen ist ein Versuch, die Unfähigkeit bei der Impfstoffbeschaffung zu kaschieren“, sagt Mayer: „Nicht ‚testen, testen, testen‘, sondern ‚kaufen, kaufen, kaufen‘ und im Anschluss sofort ‚impfen‘, ‚impfen‘, ‚impfen“ sollte das Credo sein.“ Es scheitere ja laut Mayer nicht an der Impfwilligkeit der Bevölkerung, im Gegenteil: Der Großteil möchte sich impfen lassen, scheitert aber daran, dass es immer noch zu wenig Impfdosen gibt.

Bloßes Lippenbekenntnis
Impfen sei die einzige Möglichkeit, die drohende – und teilweise schon stattfindende – Überlastung der Spitäler zu verhindern. Das Gesundheitssystem zu schützen, bleibe angesichts der Tatenlosigkeit der Bundesregierung ein bloßes Lippenbekenntnis, besonders im Hinblick auf das Faktum, dass das Gesundheitsministerium bei der EU-weiten Bestellung die verfügbaren Impfstoffkontingente nicht ausgeschöpft hat. Für 2020 und 2021 seien laut Finanzressort zusammen 278 Millionen Euro verfügbar, davon habe das Gesundheitsressort erst knapp 53 Millionen Euro abgeholt: „Das ist grob fahrlässig, denn die Situation ist für alle psychisch und physisch belastend. Impfen schützt nicht nur die Spitäler und das Gesundheitssystem, sondern ebenso die Wirtschaft und ermöglicht es, das soziale Leben und die Grundfreiheiten wieder zu erlangen“, sagt Mayer.

Perspektiven fehlen
„Warten und hoffen war noch niemals ein guter Weg aus einer Krise – hier geht es um ein aktives Gegensteuern durch die Immunisierung der Bevölkerung“, ergänzt Daniel von Langen, stellvertretender Kurienobmann der angestellten Ärzte. Es fehle zudem die Perspektive, wie es nach einer Impfung weitergeht: „Eine Gleichsetzung komplett Geimpfter mit negativ Getesteten ist überfällig“, sagt er. Impfungen müssten dazu führen, dass die Freiheiten zurückerlangt werden. Zuletzt hatte Dänemark beispielsweise verkündet, die Beschränkungen des öffentlichen Lebens mit wenigen Ausnahmen komplett aufzuheben, sobald alle Risikogruppen und alle Menschen über 50, die dies wünschen, ihre erste Impfung gegen SARS-CoV-2 erhalten haben. Die langsame Durchimpfung gehe zulasten der Jüngeren, mitten im Berufsleben stehenden Gruppen. Wie medial zuletzt berichtet wurde, ist das Alter der Erkrankten auf den Intensivstationen deutlich gesunken: „Letztendlich muss die junge, kritische Infrastruktur raschest geimpft werden“, betont Mayer. Klatschen würde hier nicht helfen, stattdessen müssten beispielsweise Supermarktangestellte und Briefträger rasch immunisiert werden: „Nur konsequentes Durchimpfen wird die Situation in den Spitälern verbessern“, appelliert Mayer an die Verantwortlichen.