Koppelung des kostenlosen Bezugs von Corona-Schnelltests an ELGA stellt eine massive Benachteiligung dar
Vorarlberg, COVID-19
Seit 1. März können sich Versicherte kostenlos Corona-Antigen-Tests in der Apotheke abholen. Pro Woche stehen fünf Selbsttests zur Verfügung. Doch diese Regelung gilt nicht für alle Versicherten. Jene, die sich von ELGA abgemeldet haben, sind von diesem Angebot ausgeschlossen. Darin sieht die Fachgruppe „Psychiatrie und Neurologie“ der Ärztekammer für Vorarlberg und die Vorarlberger Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (VGPP) vor allem bei Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen eine massive Benachteiligung und fordert hier Gleichberechtigung für alle.
„Diese Vorgehensweise widerspricht eindeutig dem Grundrecht auf Gleichbehandlung und schafft erneut eine Zwei-Klassen-Medizin“, erklärt Dr. Csaba Nemes, Fachgruppenobmann Psychiatrie und Neurologie. Der Hintergrund: Bürgerinnen und Bürger, die sich von ELGA gesamt oder vom Service e-Medikation abgemeldet haben, sowie nicht krankenversicherte Personen können dieses Service nicht nutzen und sind von der Verteilung der kostenfreien Tests ausgenommen.
„Die neue Regelung führt durch die Koppelung der kostenlosen Angabe von Corona-Schnelltests an die ELGA-Teilnahme zu einer weiteren Benachteiligung speziell psychisch Erkrankter“, ergänzt Dr. Martin Hansen, Vorstandsmitglied der VGPP. Denn oftmals entscheiden sich Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen zum sogenannten Opt-Out, damit die Daten nicht in der elektronischen Gesundheitsakte aufscheinen.
„Die Gruppe der psychisch Erkrankten ist in der Regel auch so schon Stigmatisierungen ausgesetzt, daher besteht sehr häufig der Wunsch aus Angst vor weiteren Problemen sich
gänzlich von ELGA abzumelden“, führt Hansen weiter aus. In den Ordinationen der Vorarlberger Psychiaterinnen und Psychiatern ist das Opt-Out seit Einführung von ELGA regelmäßig Thema, denn den Patientinnen und Patienten sei oftmals nicht bewusst, welche Bedeutung ELGA habe.
Gerade durch die Corona-Pandemie habe sich die psychische und soziale Situation dieser Patientengruppe häufig weiter verschlechtert. Hier weitere Hindernisse zu schaffen, führe nur zur Verschlechterung der gesundheitlichen Situation. „Man darf Personen nicht dafür bestrafen, dass sie ihr gutes Recht wahrnehmen und aus ELGA ausoptieren. Hier braucht es von Seiten der Politik mehr Feingefühl“, so Nemes abschließend.