aus der Kammer
In 4 Jahren zum
Allgemeinmediziner
Die Weiterbildung zum Allge-
meinmediziner wird insgesamt
4 Jahre dauern. Nach dem neun-
monatigen Common Trunk wer-
den die Fächer Innere, Unfall/
Orthopädie, Frauenheilkunde und
Geburtshilfe, Kinder- und Jugend-
heilkunde, Neurologie, Psychiatrie
und psychotherapeutische Medi-
zin, Chirurgie und ein Wahlfach
im Krankenhaus ähnlich dem bis-
herigen Turnus vermittelt (siehe
Tabelle 2). Am Ende der Weiter-
bildung folgt eine verpflichtende
Ausbildung in einer Lehrpraxis im
Umfang von 12 Monaten. In dieser
Zeit werden auch die typischen Er-
krankungen der Fächer HNO und
Dermatologie in der Lehrpraxis
vermittelt.
Lehrpraxis als politischer
Zankapfel
Der Umfang und die Finanzie-
rung der Lehrpraxis sind seit
vielen Monaten ein ungelöstes
Thema. Eine verpflichtende Lehr-
praxis ist nahezu in der ganzen
westlichen Welt Standard – und
das zu recht.
Die Lehrpraxis bietet Ausbil-
dungsinhalte an, die im Kranken-
haus nicht oder nur eingeschränkt
vermittelt werden können. So be-
steht das Fach Allgemeinmedizin
nicht aus einem Mini-Facharzt
der einzelnen Fächer, sondern ist
in seiner fachspezifischen Diag-
nostik und Therapie oft nicht nur
im Ansatz grundverschieden zur
fachärztlichen Behandlung. Der
Turnusarzt in der Lehrpraxis kann
aber auch die unternehmerischen
Herausforderungen einer Arztpra-
xis aus erster Hand erleben und so
leichter Mut fassen, den Schritt in
die Praxis zu wagen.
Reform der Ärzteausbildung
Eine grundlegende Reform der postpromotionellen Ausbildung soll bis Ende dieses Jahres beschlos-
sen werden. Neue Aspekte und Reformansätze sollen die Qualität der Ärzteausbildung längerfristig
sichern und unsere Ärztinnen und Ärzte auch in Europa wettbewerbsfähig machen. Im folgenden der
aktuelle Stand der Reformdiskussion.
Die 15 häufigsten Krankheiten Mittel- und Westeuropas
1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
2. Depressionsstörungen
3. Cerebrovaskuläre Erkrankungen
4. Alzheimer/Demenz
5. Gehörverlust im Erwachsenenalter
6. Lungenkrebs-Erkrankungen (Trachea, bronchus, lung cancers)
7. Alkoholerkrankungen
8. Atemwegserkranungen
9. Diabetes
10. Erkrankungen des Verdauungstraktes
11. Sehschwächen (Refractive errors)
12. Osteoarthiritis
13. Verkehrsunfälle
14. Darmkrebs-Erkrankungen (Colon and rectum cancers)
15. Brustkrebs
Tabelle 1
VP Dr. Stefan Kastner
Vorsitzender der
Ausbildungskommission
I
n Zukunft wird nach dem Me-
dizinstudium, das mit dem
klinisch-praktischen
Jahr
(KPJ) bereits im letzten Jahr klini-
sche Kompetenzen vermittelt, die
ärztliche Weiterbildung beginnen.
Postpromotionelle
Ausbildung wird
„Weiterbildung“ heißen
Im Gegensatz zur bisherigen Ter-
minologie soll in Anlehnung zum
übrigen deutschsprachigen Raum
der Begriff Ausbildung für das
Medizinstudium reserviert werden
und die postpromotionelle Ausbil-
dung unter dem Begriff „Weiter-
bildung“ erfasst werden.
Common Trunk als Basis
für alle Ärzte
In den ersten 9 Monaten nach dem
Medizinstudium wird es für alle
Ärzte eine gemeinsame Weiter-
bildung, den „Common Trunk“,
geben. Ziel ist, für alle Ärzte ge-
meinsam eine klinische Grund-
kompetenz zu vermitteln. Dazu
werden 6 Monate konservative
(nicht schneidende Fächer) und 3
Monate chirurgische (schneiden-
de) Fächer zu absolvieren sein. Be-
sonderes Augenmerk wird auf die
Vermittlung notfallmedizinsicher
Kompetenz (entspricht aber nicht
der Notarzt-Ausbildung) und die
Vermittlung von Kenntnissen aus
den 15 häufigsten WHO-Erkran-
kungen (sofern zum jeweiligen
Fach zugehörig) zu legen sein (sie-
he Tabelle 1).
Nach den 9 Monaten Weiter-
bildungszeit im Common Trunk
teilen sich die Wege in die Weiter-
bildung zum Facharzt für Allge-
meinmedizin und in jene für die
Fachärzte der Sonderfächer.
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| Arzt im Ländle
04-2014