In Vorarlberg konnte Ende 2006 zwischen Vorarlberger
Gebietskrankenkasse und der Ärztekammer für Vorarl-
berg unter Mitbeteiligung des Landes Vorarlberg – im
Gegensatz zu den anderen Bundesländern – ein Vor-
sorgekoloskopie-Vertrag mit international geforderten
Qualitätsstandards abgeschlossen werden. Das Colorec-
talcarcinom (CRC) ist eine der häufigsten Todesursachen
in Europa und allen Industrienationen. Weltweit wird
die jährliche Neuerkrankungsrate auf 1,2 Millionen ge-
schätzt, 2008 sind 609.000 Menschen daran gestorben.
In Europa ist das CRC bereits die häufigste neu diagnos-
tizierte Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebs-
todesursache. In allen europäischen Staaten erkranken
jedes Jahr 435.000 Menschen daran und etwa die Hälfte
davon stirbt an der Erkrankung.
In den 27 EU-Mitgliedsstaaten wird jährlich bei
330.000 Menschen die Diagnose CRC gestellt und es ster-
ben rund 150.000 Menschen daran. 2011 erkrankten in
Österreich 4.348 Menschen an CRC, bei den Männern ist
dies die dritthäufigste Krebserkrankung und bei Frauen
die zweithäufigste Krebserkrankung: 2.465 Männer und
1.883 Frauen (Quelle: Statistik Austria 31.10.2013), die
Erkrankungsrate ist bei Männern 1,7-fach höher wie bei
Frauen.
Vor Einführung der Vorsorge-Koloskopie betrug in
Vorarlberg die höchste Inzidenz (Neuerkrankungszahl
pro Jahr) 178 im Jahr 2001 und sank im Jahresdurch-
schnitt 2005-2007 auf minimal 124 ab (Quelle: Statistik
Austria, Österr. Krebsregister 27.8.09).
In Österreich hat das Ludwig Boltzmann Institut im
Auftrag des Hauptverbands der österreichischen Sozial-
versicherungsträger 2010, 2012 und 2013 drei HTA-Pro-
jektberichte zum Dickdarmkrebsscreening verfasst und
kommt zusammenfassend zum Schluss, dass Dickdarm-
krebsscreening kosteneffektiv ist und dass für die Effekti-
vität die Qualitätssicherung sowie hohe Teilnahmeraten
von zentraler Bedeutung sind.
23.881 VGKK- und SVB-Versicherte haben die Vorsorge-
Koloskopie im Zeitraum 2/07 bis 12/13 in Anspruch ge-
nommen. Einen Normalbefund hatten 13.496 Personen
bzw. 56,5 %, benigne Polypen waren bei 9.965 Patienten
bzw. 41,7 % nachweisbar, ein Malignom bei 419 Patien-
ten, wobei ein Carcinoma in situ bei 306 Patienten be-
stand, bei 79 Patienten war ein sehr frühes Stadium I und
II nach UICC nachweisbar mit Sanierung durch die Po-
lypabtragung, 24 Patienten hatten das intermediäre Sta-
dium III mit erforderlicher adjuvanter Chemotherapie,
10 Patienten hatten Fernmetastasen mit erforderlicher
palliativer Therapie.
Vor Einführung der Vorsorge-Koloskopie starb jeder
zweite Patient im metastasierten Stadium, die Therapie-
kosten betragen dabei pro Lebensjahr rund
€
250.000,–.
Durch die Vorsorge-Koloskopie konnten in diesen
7 Jahren im Gesundheitswesen rund
€
35 bis 40 Millio-
nen eingespart werden. Seit Einführung des Vorarlberger
Vorsorge-Koloskopie-Programmes ist die CRC-Inzidenz
erwartungsgemäß kontinuierlich angestiegen mit zuletzt
180 Neuerkrankten pro Jahr. Mittel- bis langfristig ist ein
Rückgang zu erwarten. Die CRC-Sterblichkeit ist in Vor-
arlberg zuletzt auf 73 pro Jahr zurückgegangen, auch ein
Erfolg der Vorsorge-Koloskopie.
Bei Übertragung der Vorarlberger Daten auf alle Bundes-
länder könnte ein enormes Einsparungspotential erzielt
werden. Die Zeit ist reif für die Planung und Umsetzung
eines österreichischen Koloskopie-Vorsorge-Programms
nach aktuell gültigen internationalen Qualitätsstandards.
Ihr Präsident
MR Dr. Michael Jonas
Vorarlberger Vorsorge-Koloskopie-
Programm – eine Erfolgsgeschichte
C E T E R U M
ARZT IM LÄNDLE
08-2014
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