AiL Juni 2021

aus der MEDI Z IN Die Zahl der PatientInnen, die Gefahr laufen, in Zukunft schwere Netzhauterkrankungen zu erleiden oder sogar zu erblinden, wächst weitaus schneller als die Zahl der ausgebildetenAugenärztInnen. Die Zeit für die Untersuchung wird immer knapper, gleichzeitig wächst die Menge an Informationen, die insbesondere in Form von Netzhaut-Scans, der Optische Kohärenztomografie (OCT) gesammelt, verarbeitet und eingeordnet werdenmüssen. Imheute an derMedUniWien eröffnetenChristianDoppler- Labor für „Künstliche Intelligenz (KI) in der Netzhaut“ unter der Leitung von Hrvoje Bogunović von der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie liegt der Fokus auf der Entwicklung KI- basierter Systeme zur effizienteren Diagnostik,Monitoring und Therapie von Netzhauterkrankungen. „Unser übergeordnetes Ziel ist es, Behandlungsprozesse für Ärzte ef- fizienter zu machen, indem sie im Bereich medizinischer Bildanalyse unterstützt werden. Konkret geht es darum, die Information aus Netz- haut-Scans optimal für Diagnose- stellung und Patientenmanagement zu nutzen.“, erklärt Bogunović. Umgesetzt werden soll dies mit- tels Entwicklung von KI-basierten klinischen Entscheidungsunter- stützungssystemen. „Die Ophthal- mologie als bildintensiver Zweig der Medizin mit standardisierten Bildgebungsprotokollen ist hervor- ragend positioniert, um als Testfeld für die Einführung solcher KI-ba- sierter Unterstützungssysteme zu dienen“, sagt der Laborleiter. „Es ist wichtig zu verstehen, welch große Rolle die Künstliche Intelligenz in der Gesundheitsver- sorgung spielen kann“, betont Di- gitalisierungsministerin Dr. Mar- garete Schramböck. „Sie kann dabei helfen, die Ursachen von Erkran- kungen zu erkennen – je früher, desto besser. Österreich will hier ganz vorne mit dabei sein, deshalb freue ich mich sehr über dieses CD- Labor, das dazu einen wichtigen Beitrag leisten wird.“ „Aufbauend auf langjähriger wissenschaftlicher Exzellenz und Innovation imBereich der Ophthal- mologie wird das neue CD-Labor dank der Unterstützung durch die Christian Doppler Gesellschaft den MedUni Wien Schwerpunkt Prä- zisionsmedizin verstärken. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Bioinformatik, Klinik und dem Un- ternehmenspartner wird die Trans- lation von Forschungsergebnissen bis zur PatientInnenversorgung ge- währleistet“, betont Michaela Fritz, Vizerektorin für Forschung und In- novation an der MedUni Wien. KI als große Herausforderung Die Umsetzung von künstlicher In- telligenz (KI) in die klinische Praxis ist eine Chance, aber zugleich eine große Herausforderung für die Wis- senschaft. „Die aktuellen KI-Systeme sind auf enormeDatenmengen ange- wiesen, gleichzeitig jedoch sehr fragil, da sie nicht einfach über verschiede- ne Bildgebungssysteme hinweg ver- allgemeinern können und daher oft undurchsichtige Black-Box-Systeme erzeugen“, gibt Bogunović zu beden- ken. Im neuen Labor in Kooperation mit der Christian Doppler-Gesell- schaft werde daher an der Beseiti- gung dieser Hürden gearbeitet, um sicherzustellen, dass die Technologie der künstlichen Intelligenz die klini- schen Arbeitsabläufe unterstützt und nicht behindert. „Insbesondere in den vergange- nen fünf Jahren wurde in der Me- dizin intensiv daran gearbeitet zu verstehen, wozu KI-Systeme in der Lage sind. In den nächsten fünf Jah- ren wird es darum gehen, wie KI die KlinikerInnen bei ihrer täglichen Arbeit in der Praxis am besten un- terstützen kann.“ Bogunović und das Gros seiner Arbeitsgruppe sind InformatikerIn- nen, aber an der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optome- trie der MedUni Wien eingebun- den und beschäftigt. Dadurch gibt es eine enge, interdisziplinare und erfolgreiche Kooperation mit den dortigen Netzhautspezialisten. Der Unternehmenspartner des Labors ist Heidelberg Engineering ein auf Me- dizingeräte spezialisiertes Unterneh- men, das bildgebende und Health- care-IT-Produkte für die Diagnostik in der Augenheilkunde entwickelt. Weitere Infos zum CD-Labor und Videos gibt es unter www.med- uniwien.ac.at/ai-in-retina. Entwicklung von künstlicher Intelligenz für das Management von Netzhauterkrankungen Ärztekammer Vorarlberg www.arztinvorarlberg.at 22 | Arzt im Ländle 06-2021

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