AiL Juni 2021

Zeit“, erzählt Maria Lackinger aus ihrem Alltag. „Vor allem in jenen Bereichen, die laut Gesetz eine Sonderausbildung benötigen“, er- gänzt Elke Kovatsch. „Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen sind teils über ein Jahr lang mit der zusätz- lichen Ausbildung beschäftigt und nicht auf der Station. Dazu kommt, dass die zunehmend multimorbi- den und hochbetagten Patientin- nen und Patienten sehr viel mehr Zeit und Aufwand erfordern.“ Das bedeutet vor allem für den jungen Nachwuchs eine große He- rausforderung, derer sich auch der Arbeitgeber zunehmend bewusst ist, erklärt Maria Lackinger: „Als Arbeitgeber ist es wichtig, Ent- wicklungsmöglichkeiten und hohe Flexibilität zu bieten, um Personal zu bekommen – und auch zu hal- ten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein Schatz und das sollten sie auch spüren.“ Die stellvertretende Pflegedirektorin ist seit fast 40 Jahren im Pflegeberuf tätig und betont, wie wichtig gutes Teamwork in den Spitälern gewor- den ist. Mit stabilen Teams gut durch die Krise Besonders bezahlt gemacht hat sich eine gute Zusammenarbeit während der Corona-Pandemie: „Stabile Teams bewältigen die Krise leichter“, betont Maria Lackinger. Die Stärkung der Führungskräfte ist aus ihrer Sicht eine bedeutende Grundlage dafür. Teilweise wer- den dafür bereits entsprechende Coachings angeboten. Vor allem zu Beginn der Krise haben In- formationsvielfalt und die gefor- derte Umsetzungsgeschwindig- keit beispielsweise eine klare und transparente Kommunikation vo- rausgesetzt: „Wir haben neue Kom- munikationswege eingerichtet, etwa Online-Meetings, aber auch das Intranet hat deutlich an Profil gewonnen“, sagt Elke Kovatsch im Rückblick. „Die häuser- und stati- onsübergreifende Zusammenarbeit sowie der Austausch waren hervor- ragend – es ist ein Zusammenrü- cken und ein besonderes WIR Ge- fühl entstanden. Und gerade diesen WIR-Gedanken gilt es weiterzuent- wickeln!“ Zusammenarbeit in Gesundheits- und Ausbildungsbereichen Dass eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung auch in Krisenzeiten möglich ist, hat die Pandemie schon bewiesen: „Wie in anderen Schulen auch, ist die An- wendung und Umsetzung von tech- nischen Hilfsmitteln in den Pflege- und Gesundheitsschulen deutlich beschleunigt worden“, zieht Mario Wölbitsch eine erste Bilanz. Zudem habe das vergangene Jahr gezeigt, dass eine permanente Anwesenheit in der Schule nicht zwingend not- wendig ist: „Die Lernenden können oft mehr, als man ihnen im ersten Augenblick zutraut!“ Um auch in Zukunft eine aus- gezeichnete pflegerische Betreuung der Vorarlberger Bevölkerung ge- währleisten zu können, müsse an vielen „Rädchen“ gedreht werden: „Die Ausbildungsplätze an den Pflegeschulen müssen, wie aktuell umgesetzt, voll ausgeschöpft wer- den. Momentan sind die Klassen mit sehr kompetenten Schülerin- nen und Schülern besetzt“, freut sich Mario Wölbitsch. „Dass das so weitergeht, muss gleichzeitig aber auch in praktisch allen Berei- chen des Gesundheits- und Aus- bildungswesens nach Synergien und Ressourcen gesucht werden“, betont der Schuldirektor und Elke Kovatsch ergänzt: „Dazu würde etwa auch die Möglichkeit zählen, Forschungsprojekte angehen und verfolgen zu können. Gerade für die jungen Kolleginnen und Kol- legen würde das interessante Pers- pektiven ermöglichen und – neben dem sozialen – vor allem auch den fachlichen Stellenwert des Pflege- berufes heben.“ Positive Entwicklungen in der Ausbildung Als wichtigen „Meilenstein“ werten die Experten, dass vor fünf Jahren die Pflegeausbildung grundlegend reformiert worden ist. Es gibt seit- her drei Ausbildungsstufen: die Pflegeassistenz (PA), die Pflege- fachassistenz (PFA) und den geho- benen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege. Die dritte Stufe beinhaltet ein Studium, das an der Fachhochschule Vorarlberg und zusätzlich noch bis voraussichtlich 2023 an den Schulen für Gesund- heits- und Krankenpflege absol- viert werden kann. Die Absolven- tinnen und Absolventen schließen künftig mit einem Bachelor ab. Wer nach der Grundausbildung In- teresse hat, sich weiterzubilden, der hat dafür unzählige Möglichkei- ten wie etwa psychiatrische Pflege, Pflege von Kindern und Jugend- lichen, Intensiv- und OP-Bereich oder Praxisanleitung etc. Wertschätzung und Anerkennung beibehalten Nach jahrzehntelanger Erfahrung in Theorie und Praxis wünschen sichMaria Lackinger, Elke Kovatsch und Mario Wölbitsch, dass das po- sitive Image, das sich während der Corona-Pandemie mehr und mehr gefestigt hat, weiter wächst. Sie wünschen ihren Kolleginnen und Kollegen, dass auch die schönen Seiten der Pflegeberufe noch wei- ter in den öffentlichen Mittelpunkt rücken, dass ihr Beruf als wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung jene Anerkennung und Wertschät- zung erhält, die er verdient. Denn von der Entwicklung und Profes- sionalisierung der Pflege profitiert die gesamte Gesellschaft. Und das nicht nur während einer Pandemie. ÄRZTE & ÄRZTINNEN IN VORARLBERG Die offizielle Facebook-Gruppe der Ärzteschaft Vorarlberg! Beitreten und immer auf dem aktuellsten Stand sein! Arzt im LändLe 06-2021 | 21

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