AiL April 2021

men der 6-fach Impfung im 1. Le- bensjahr im 2+1 Schema im 3., 5., und 11.-12. Monat verabreicht. 3 Zu den frühesten Beschrei- bungen gehören Heine 1840 in Deutschland und Medin 1890 in Skandinavien (Heine-Medin`sche Krankheit), in Österreich sind meh- rere Seuchenzüge in der Steiermark und in Steyr dokumentiert. 11,12 In Vorarlberg ist die Impfge- schichte nicht aufgeschrieben, aber durchgeführt. Der nachmalige Präsident der Vorarlberger Ärzte- kammer Dr. Leopold Bischof hat gesehen, dass der Salk-Impfstoff in der Schweiz erhältlich, in Öster- reich nicht zugelassen war. Er hat Rücksprache mit Prof. Guido Fan- coni von der Zürcher Kinderklinik gehalten, der die Impfung empfahl. Unser Ländle haben 1947 mit 165 erkrankten und 11 verstorbenen Kindern, 1958 mit 148 an Kinder- lähmung Erkrankten und 37 Todes- fällen die schlimmsten Epidemien heimgesucht. Mit seinem Freund und Partner in der Gesundheits- abteilung des Landes Hofrat Dr. Hermann Girardi hat er vereinbart, den Impfstoff einzuführen. Mit Dr. Wolfgang Bertolini, Dornbirn; Dr. Daniel Metzler, Feldkirch hat er eine Initialgruppe gebildet und mit wei- teren Kollegen (Dres. Bruno Ren- ner, Lothar Wöss, Gebhard Frick, Richard Bauer, Georg Hinteregger, Hermann Kessler, Hans Günther Himmer, Kinderarzt Albrecht Dür, Anton und Josef Messmer und vie- len anderen) wurden Impfungen im niedergelassenen Bereich gestar- tet. Dies hat konsekutiv 1964 zur Gründung des Arbeitskreises für Vorsorge und Sozialmedizin (AKS) geführt. Die erste Impfung in Vor- arlberg war durch Leopold Bischof, assistiert von seiner Frau Herta in Götzis, dazu wurde der Impf- stoff aus der Schweiz ohne weite- res Nachfragen geholt. Die damals erfolgte Sperre der Schwimmbäder ist vielleicht ein wenig mit der Ein- schränkung der Mobilität in der Pandemie heute vergleichbar. Die Einführung der Polio Imp- fung (IPV) war ausserordentlich erfolgreich. In Vorarlberg sind 1968 und 1971 jeweils eine Erkrankung an Kinderlähmung aufgetreten, in Österreich vereinzelt bis 1980, der letzte Sterbefall ist 1973 in Nieder- österreich registriert. 2002 wurde die WHO Region Europa für Polio frei erklärt, Kontrollprogramme (https://polioeradication.org ) wur- den initiiert. 13 Mit herzlichem Dank an LR a.D. Dr. Hans-Peter Bischof, Hofrat Dr. Hermann Tschofen, Magda Girardi, Dr. Thomas Seifert, Prof. Dr. Angelika Bischof-Delaloyle und Mag. Andreas Gabriel. 1 Landsteiner K, and Erwin Popper: Uebertragung der Poliomyelitis acuta auf Affen. Z Immunitätsforsch 2:377–390. 1909; 2 Flexner Simon. The contribution of experimental to human Poliomyelitis. JAMA. 1910; 3 Bundesministerium Soziales GP und K (BMSGPK), Impfplan Österreich 2021 Jänner 2021. 4 Al-Tawfiq JA, Memish ZA. The Hajj 2019 Vaccine Requirements. Journal of Epidemiology and Global Health. 2019; 5 Katz SL. From Culture to Vaccine — Salk and Sabin. New England Journal of Medicine. 2004 Oct 7;351(15). 6 Christoph Huber: Universitätsvorlesung am Tag der Meduni Wien 12.03.2021. „Forschung in Leben verwandeln“ 7 Nathanson N, Langmuir AD; The Cutter Incident; American Journal of Epidemiology. 1995 Jul 15;142(2). 8 Hanna Elisabeth Jonas. Das Lübecker Impfunglück 1930 in der Wahrnehmung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Inauguraldissertation 2017. 9 Fournet N, Mollema L, Ruijs WL, Harmsen IA, Keck F, Durand JY, et al. Under-vaccinated groups in Europe and their beliefs, attitudes and reasons for non-vaccination; two systematic reviews. BMC Public Health. 2018 Dec 30;18(1). 10 Paterson P, Meurice F, Stanberry LR, Glismann S, Rosenthal SL, Larson HJ. Vaccine hesitancy and healthcare providers. Vaccine. 2016 Dec;34(52). 11 Potpeschnig Arch. Kinderheilk. 54 343 (1910). Beobachtungen und Untersuchungsergebnisse aus der steiermärkischen Poliomyelitis-Epidemie im Jahre 1909. Arch Kinderheilk 54, 343 (1910). 1910; 12 Lindner und Mally. Zur Poliomyelitisepidemie in Oberösterreich 1908. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 1910. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 1910. 1910; 13 Strauss R, Sagl M, Wewalka G, Dierich M, Baumhackl U, Holzmann H, et al. WHO-Eradikationsprogramm für Poliomyelitis: Status quo und Umsetzung in Österreich. Wiener klinische Wochenschrift. 2008 Apr 1;120(7–8). Autor: PD MR Dr. Alois Lang Email: alois.lang@vol.at Tel.: 0650 – 884 61 90 Mit der Bitte mir medizinische Archi­ valia aus Vorarlberg zur Bearbeitung kurz- fristig zu überlassen. Für Hinweise, Themen, Zitate etc. bin ich dankbar. Abb. 2: Humanes und Pavian-Rückenmark aus der Arbeit von Landsteiner 1909 mit Poliomyelitis Abb. 4: Mr. Snite in der eisernen Lunge liegend, sein Vater zeigt ihm sein neugeborenes Kind auf einem Bild (1940) Abb. 3: Eiserne Lunge Mit Genehmigung Medizinsammlung Inselspital Bern Arzt im Ländle 04-2021 | 15

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