AIL Juli/August 2020
AUS deR KAMMeR P rim. Höfle aus Hohenems hat mir mitgeteilt, dass er sich im Rahmen der Corona Krise entschlossen hat, das Schmerzboard weder für die Kran- kenhäuser noch mit den niederge- lassenen Ärztinnen und Ärzten fortzuführen. Der aktuelle Anlass war naheliegend. Leider ist aber derzeit nicht geplant, diese Mög- lichkeit wieder aufzunehmen. Ausschlaggebend für diese Ent- scheidung war einerseits, dass die Inanspruchnahme von den nie- dergelassenen Medizinerinnen und Medizinern nicht besonders intensiv war und andererseits, dass die Kolleginnen und Kollegen, die das Schmerzboard fachlich berei- chert und von Krankenhausseite bespielt haben, im Wesentlichen diese Arbeit mit viel Idealismus und keinen zusätzlichen Ressour- cen machen mussten. Somit wird diese Möglichkeit ohne viel Aufse- hen begraben. An dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die im Schmerzboard ihre Expertise zur Verfügung ge- stellt haben. In erster Linie den Kolleginnen und Kollegen aus dem LKH Hohenems, aber auch Tho- mas Seifert als extern beigezoge- nem Neuro-Psychiater und Kolle- gin Eva-Maria Mozés-Balla herzlichen Dank für Ihre Expertise und die konstruktive und bereichs- übergreifende Arbeit. Martina Rüscher teilte im Jänner medial mit, dass sie mit der Ärztekammer die Struktur Schmerzboard diskutieren und die Schwachstellen durchleuchten wolle. Bis dato ist aber dieses An- liegen, vermutlich auch Corona bedingt, nicht diskutiert. Dabei wäre es angesichts der Thematik und der jetzt fehlenden Struktur an der Zeit, die Zukunft der Schmerzbehandlung in Vorarlberg anzusprechen. Aus meiner Sicht kann dieses Thema nur bereichsübergreifend diskutiert werden. Eine Schmerz- ambulanz mit entsprechenden Ressourcen (Personal und In- frastruktur) würde ohne Patien- tensteuerung vermutlich heil- los überrannt werden. Welche Patient*innen würden einsehen, dass sie nicht an einer nach außen sichtbar mit diesem Thema befass- ten und darauf spezialisierten Struktur behandelt werden sollten. Dabei handelt es sich bei chroni- schen Schmerzpatienten aber sehr häufig um Langzeitbegleitungen und Betreuungen, die nicht so sehr die hohe Spezialisierung der Ärztinnen und Ärzte, sondern ihre partnerschaftliche Begleitung über viele Jahre benötigen. Ein klassi- scher Versorgungsbereich der niedergelassenen Ärzteschaft. Selbstverständlich brauchen die niedergelassenen Medizinerinnen und Mediziner in einigen Fällen auch Ansprechpartner, die eine noch höhere Qualifikation und Spezialisierung haben. In vielen Fällen benötigt es auch eine fun- dierte psychosomatische und psy- chologische Differentialtherapie und Begleitung. Reine Schmerz- therapie ohne entsprechende fun- dierte Facharztkenntnis (zB ortho- pädisch oder neurochirurgisch, onkologisch, neurologisch usw.) kann aber viele Fragen nicht be- antworten. Ist doch eine Behebung der kausalen Schmerzursache, so sie möglich ist, die beste Behand- lung. Aus meiner Sicht sind für eine sinnvolle und wirkungsvolle Ent- wicklung der Schmerztherapie in unserem Land drei Dinge unab- dingbar. Erstens die Multidiszipli- narität, zweitens die Lenkung der Patientinnen und Patienten, die verhindert, dass eine solche Struk- tur überflutet wird, und drittens die personellen und strukturellen ausgewiesenen Ressourcen. Ein Nebenbei und ein nach außen-Vorhalten einer Struktur im Sinne eines Feigenblatts, um den politischen und öffentlichen Druck aufzufangen, wird nicht funktionieren. Es braucht eine ge- meinsame und überlegte Planung, die sich an der Realität der Versor- gung orientiert, die Wünsche der Patientinnen und Patienten be- rücksichtigt und das Wissen und die Expertise der Ärztinnen und Ärzte miteinbezieht, die tagtäglich Schmerzpatienten betreuen. Wir sind gerne bereit, gemein- sam mit der Landesrätin zu analy- sieren und zu planen. ... aus der Kurie Niedergelassene Ärzte VON VP KurIENOBMANN Mr Dr . BurKhArD WALLA Schmerzboard eingestellt vP Kurienobmann MR dr. Burkhard Walla ÄRZTE & ÄRZTINNEN IN VORARLBERG Die offizielle Facebook-Gruppe der Ärzteschaft Vorarlberg! Beitreten und immer auf dem aktuellsten Stand sein! ARZT IM LÄNDLE 07/08-2020 | 5
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