AIL Juni 2020

Wie bist du auf die Idee gekom- men, dich für einen Auslands­ einsatz zu melden? Die Organisation Ärzte Ohne Gren- zen kannte und bewunderte ich schon lange. Gegen Ende meines Tur- nus besuchte ich in Hamburg einen dreimonatigen Tropenmedizin-Kurs. Im Rahmen dieses Kurses hörten wir auch einige Vorträge über verschie- dene Arten von Auslandseinsätzen. Im Anschluss an den Kurs bewarb ich mich bei Ärzte Ohne Grenzen. Was musstest du imVorfeld alles abklären, bevor der Einsatz möglich war? Die Bewerbung ist zeitaufwändig und dauert lange. Ich nutzte die Zeit und verbesserte nebenbei meine Sprach- kenntnisse. Ich lernte Englisch, Fran- zösisch und Arabisch, da ich an- fangs noch nicht wusste, in welchem Land ich eingesetzt werden würde. Ich schloss den Turnus ab und suchte nach einer interessanten Arbeitsstel- le, wo ich bis zum Einsatz und auch danach wieder arbeiten konnte. Wie darf man sich den Prozess vorstellen? Wo bewirbt man sich? Wiewird der Einsatzort ausgesucht? Ich habe mich in Wien beim österrei- chischen Büro von Ärzte Ohne Gren- zen beworben. Zuerst muss man zu- mindest eine Infoveranstaltung be- sucht haben, erst dann kann man sich online bewerben. Nach Einsen- den aller Unterlagen hatte ich ein te- lefonisches Interview, sowie später ein persönliches Interview und einen interaktiven Test in Wien. Zwischen Bewerbung und Beginn des Einsat- zes lagen bei mir zehn Monate. Der Einsatzort beim ersten Einsatz wird von Ärzte Ohne Grenzen ausgesucht – je nach Bedarf der Organisation, der Berufserfahrung, Sprachkennt- Ärztinnen und Ärzte im Auslandseinsatz Dr. Magdalena Helmberg war von Mai 2019 bis November 2019 für sechseinhalb Monate im Aus- landseinsatz für die Hilfsorganisation Ärzte Ohne Grenzen. Im Interview spricht die junge Ärztin über die Zeit im Nordirak, die Aufgaben und Möglichkeiten während eines Einsatzes, sowie die Vorbereitung und den Ablauf dieser außergewöhnlichen Arbeitsmöglichkeit als Medizinerin. nissen, usw. In der Zwischenzeit be- suchte ich einen zweiwöchigen Vor- bereitungskurs in Spanien. Anschlie- ßend bekam ich erste Informationen zum Einsatz und sagte dann inner- halb weniger Tage zu. Wie hast du dich auf den Einsatz vorbereitet? Ich habe meine Bekannten kontak- tiert, die bereits im Ausland gearbei- tet hatten, sowie das Team von Ärzte Ohne Grenzen, mit dem ich in mei- nem zukünftigen Projekt zusammen- arbeiten würde. Ich habe begonnen, Arabisch zu lernen und viele Infor- mationen zum Irak sowie zu diesem Projekt im Speziellen gelesen. Na- türlich habe ich mich auch noch mit Freunden und Verwandten getroffen und kurz vor dem Einsatz eine kleine Abschiedsfeier organisiert. In welcher Region warst du im Einsatz? Ich war im Nordirak im Einsatz. Wie groß war das medizinische Team vor Ort? Welche Einrichtun- gen standen euch zur Verfügung? Als ich ankam, waren wir insgesamt 120 Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter im Projekt – medizinisch und nicht-medizinisch. Sieben von uns kamen aus anderen Ländern. Ärzte Ohne Grenzen betreibt dort in einem großen Flüchtlingslager ein „Prima- ry Health Care Center“. Im Center werden allgemeinmedizinische Be- handlungen angeboten. Von Schnup- fen bis hin zu Verbrennungen ist al- les Mögliche dabei. Natürlich gibt es auch Geburtshilfe oder es wurden Herzinfarkte behandelt. Die Einrich- tung bietet weiters psychologische Hilfe, ein Mangelernährungspro- gramm, sowie Schulungen zu unter- schiedlichsten gesundheitlichen The- men, von Hygiene bis Familienpla- nung, an. aus der Kammer Dr. Magdalena Helmberg arbeitete im Irak für Ärzte Ohne Grenzen. Im Hintergrund sieht man das Primary Health Care Center, welches aus Containern zusammengebaut wurde. 8 | Arzt im Ländle 06-2020

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