AIL Juni 2020
A llerdings werden auch zwei negative Trends beobach- tet: So nehme die Zahl der Frauen, die an Lungenkrebs ster- ben, europaweit immer noch zu. Außerdem sei Polen das einzige Land in der EU, in dem die Todes- rate infolge von Prostatakrebs nicht falle, sondern sogar deutlich steige. Seit 2011 veröffentlicht ein in- ternationales Team um den Epide- miologen Carlo La Vecchia von der Universität Mailand Studien zur EU-weiten Krebssterblichkeit. Ba- sierend auf Daten der Weltgesund- heitsorganisation WHO erstellen die Forscher Prognosen für das ak- tuelle Jahr sowie Vergleichsüber- sichten für die vergangenen Jah- re und das sowohl für die gesamte EU als auch im Detail für die sechs bevölkerungsreichsten Mitglied- staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und Spanien. Insgesamt, so das Ergebnis der Studie, werde die Zahl der Män- ner, die an Krebs sterben, 2020 im Vergleich zu 2015 altersbereinigt um gut fünf Prozent fallen, die der Frauen um vier Prozent. Die ab- solute Zahl der Todesfälle infolge von Krebs würde 2020 gut 1,4 Mil- lionen betragen (798.700 Männer und 630.100 Frauen), knapp 65.000 mehr als noch 2015, was wieder der Tatsache von europaweit alternden Bevölkerungen geschuldet sei. Tabak ist Hauptursache für Krebssterblichkeit "In der EU insgesamt sinken die Krebstodesraten bei Männern. Mehr als die Hälfte davon ist auf rückläufige Sterblichkeitsraten auf- grund von tabakbedingten Krebs- erkrankungen zurückzuführen", fasste Mediziner La Vecchia zu- sammen. Dazu gehöre nicht nur Lungenkrebs, der über ein Drittel des Rückgangs ausmache, sondern auch Krebsarten des Kopf- und Hals-Bereiches sowie Blasenkrebs: "Mit anderen Worten, es liegt da- ran, dass seit einigen Jahrzehnten immer weniger europäische Män- ner rauchen." "Die Sterberaten durch Lun- genkrebs bei Frauen sind in der EU in den letzten zehn Jahren an- haltend gestiegen, obwohl sich die Steigerungsrate jetzt verlangsamt", berichtete La Vecchia. Ko-Autorin Eva Negri ergänzte: "Tabak ist nach wie vor die Hauptursache für die Krebssterblichkeit in Europa und macht rund 20 Prozent aller pro- gnostizierten Krebstodesfälle aus." Der deutliche Rückgang der Todes- fälle bei Männern im Vergleich zu Frauen spiegle die Unterschiede in den früheren Rauchgewohnheiten Krebssterblichkeit sinkt in europa – mit Ausnahmen Das Risiko, an Krebs zu sterben, ist in den vergangenen Jahren innerhalb der EU weiter zurück- gegangen. Diese positive Entwicklung beschreibenWissenschafter im Fachblatt „Annals of Oncologyò“. Besonders deutliche Rückgänge prognostizieren die Mediziner bei Männern für Magenkrebs und Leukämie, bei Frauen für Eierstockkrebs und ebenfalls Leukämie. zwischen den beiden Geschlech- tern wider, so die Pharmakologin der Universität Mailand. Der Report nimmt jedes Jahr eine andere Tumorart in den Fokus, in diesem Jahr Prostatakrebs. An je- nem würden in diesem Jahr 78.800 Männer sterben, so die Vorhersage der Wissenschafter. Das sind zwar fast 4.000 mehr als 2015, was aber damit zusammenhänge, dass die EU-Bevölkerung älter geworden sei. Berücksichtigt man diese Tatsa- che bei den Berechnungen fiel die Mortalität in diesem Zeitraum um sieben Prozent. Dass das Sterblichkeitsrisiko für diese Tumorart europaweit fal- le, führen die Forscher auf aktuel- le Operations- und Therapietech- niken zurück. Hierbei gibt es aller- dings eine Ausnahme: In Polen wer- de die Todesrate für diese Krebsart imVergleich zu 2015 in diesem Jahr um 18 Prozent steigen und das, ob- wohl diese zwischen 1970 und 1974 europaweit am niedrigsten war. Für La Vecchia ist das schwer erklärbar. "Es ist möglich, dass die jüngsten relativ hohen Raten auf die verzö- gerte Einführung moderner Diag- nosen und Behandlungen zurück- zuführen sind", vermutet er. APA ÄRZTE & ÄRZTINNEN IN VORARLBERG Die offizielle Facebook-Gruppe der Ärzteschaft Vorarlberg! Beitreten und immer auf dem aktuellsten Stand sein! ARzT IM LÄNDLE 06-2020 | 23
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