AIL Mai 2020

AUS DER KAMMER Arbeitsmedizinische Tipps für das Home-Office Eine der Maßnahmen, mit denen die Ausbreitung der Corona-Pandemie verlangsamt und Menschen vor einem Kontakt mit demVirus geschützt werden sollen, ist das sogenannte „Home-Office“. Viele Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz in das häusliche Umfeld verlagert. Auch hier ist die Beratung durch Arbeitsmediziner*innen gefragt, um die Mitarbeiter*innen nicht nur vor demVirus, sondern auch vor unnötigen arbeitsbedingten Belastungen zu schützen. Home-Office wird derzeit oft nur für einen beschränkten Zeitraum – im konkreten Fall für die Zeit der erforderlichen Kontaktbeschrän- kungen aufgrund der Corona- Krise – vereinbart. „Der Begriff „Home-Office“ sollte von der „mobilen Telearbeit“ unterschieden werden, die das Ar- beiten an unterschiedlichen Örtlich- keiten umfasst, wie im Zug, im Café, im Hotel, am Flughafen etc., und daher nur sehr wenig ergonomi- schen Gestaltungsspielraum bietet“, weiß der Geschäftsführer der Ös- terreichischen Akademie für Ar- beitsmedizin und Prävention (AAMP), Dr. Stefan Koth. „Anders ist es beim Home-Office, hier kön- nen durchaus ein Reihe sinnvoller Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeit gut zu gestalten.“ Gemäß allgemeiner Rechtsauf- fassung 1 kommen die Bestimmun- gen des ArbeitnehmerInnen- schutzgesetzes –mit Ausnahme jener über Bildschirmarbeitsplätze nicht zur Anwendung. Bildschirm- arbeit unterliegt jedoch als Tätig- keit, die Arbeitnehmer*innen in auswärtigen Arbeitsstätten ver- richten, dem ArbeitnehmerInnen- schutz. Und zwar dann, wenn Ar- beitgeber die Hardware und die Büromöbel zur Verfügung stellen. Der Präsident der AAMP, DDr. Karl Hochgatterer dazu: „In unse- rer aktuellen Situation können wir davon ausgehen, dass Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen zwar oft IT-Hardware in Form von Laptops oder Ähnlichem zur Verfügung stel- len, aber – wegen der Kurzfristigkeit des Starts der Home-Office-Beschäf- tigung - kaum Büromöbel.“ Dennoch gibt es laut Hochgatterer wichtige Empfehlung an Beschäf- tigte, wie mobile Arbeit im Interesse aller Beteiligten sicher, gesund und effektiv gestaltet werden kann. Für alle Tipps gilt natürlich „wenn möglich“: • Gestalten Sie einen Arbeitsplatz in Ihrer Wohnung, der möglichst die Ihnen bekannten ergonomischen Rahmenbedingungen erfüllt – vielleicht gibt es dazu Unterwei- sungsunterlagen des Betriebes, falls nicht, steht das AUVA-Merk- blatt M026 Bildschirmarbeitsplät- ze als Download im Internet zur Verfügung). • Besprechen Sie besonders mit Ih- ren Kindern, dass es eine Zone gibt, die nur für Ihre Arbeit in An- spruch genommen wird und in der Sie nicht gestört werden möchten. • Definieren Sie für sich eine klare Arbeitszeit – auch im Home-Of- fice. Wenn Sie durch die Betreu- ung der Kinder gefordert sind, die Arbeitszeiten in den frühen Mor- gen oder in den Abend zu verla- gern, sollten Sie das mit dem Ar- beitgeber abstimmen. Eventuell können Sie sich hier auch mit dem Partner abwechseln. • Pausen sind wichtig, um produktiv arbeiten zu können. Kurze Bewe- gungspausen sind imHome-Office leichter einzuplanen, wie am Stan- dard-Arbeitsplatz. Sie aktivieren sich damit und beugen Verspan- nungen vor (insbesondere auch weil Sie vermutlich einen weniger ergonomischen Arbeitsstuhl als am normalen Arbeitsplatz haben). • Schalten Sie Quellen der Ablen- kung (z.B. Fernseher, Radio etc.) aus. • Kleiden Sie sich so, als würden Sie ins Büro gehen. Das Anziehen des Arbeitsoutfits trägt zur Trennung von Arbeit und Privatleben bei. • Halten Sie Kontakt mit Ihren Kolleg*innen und Vorgesetzten und tauschen Sie sich aus. Sie gleichen damit den mit Home- Office-Tätigkeit verbundenen In- formationsverlust aus. • Bedenken Sie mögliche Unfallge- fahren. Räumen Sie Stolperfallen, wie herumliegendes Spielzeug und Kabelgewirr, aus dem Weg. • Klären Sie mit Ihrem Arbeitgeber, ob Sie einen Teil des Büroequip- ments auch zu Hause nutzen können. • Gesunde Ernährung ist in Phasen von besonderen Belastungen ein wichtiges Präventionstool. Ach- ten Sie auf leichte, abwechslungs- und vitaminreiche Kost. • Sportmöglichkeiten sind auf- grund der Pandemie derzeit zwar eingeschränkt – bewegen sie sich trotzdem ausreichend, aber hal- ten Sie sich unbedingt an die neu- en „Ausgehregeln“, um die Infek- tionsgefahr zu reduzieren. • Reflektieren Sie regelmäßig Ihre Arbeitssituation im familiären Umfeld gemeinsam mit den Fa- milienmitgliedern. Stimmen Sie sich gut ab, nur so werden Span- nungen möglichst nicht entste- hen und diese Ausnahmesituati- on kann gut gemeistert werden. 1 Risak M. – Home Office I – Arbeitsrecht – Vertragsgestaltung, Arbeitszeit und ArbeitnehmerInnenschutz, in: ZAS 04, Wien, Juli 2016 10 | ARZT IM LÄNDLE 05-2020

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