AIL April 2020

politisch eingebracht werden, Entscheidungskompetenz der re- gionalen ÖGK-Vorsitzenden gibt es jedoch keine. Wir haben im Rahmen der Einrichtung der Infektions-Triageordinatio- nen erlebt, wie schwer es ist, vernünftige, auf das Land zuge- schnittene Lösungen durchzusetzen. Ebenso wurde den lokal hoch engagierten Kassenmitarbeitern keine Möglichkeit gege- ben, selbstständig und flexibel Schutzmaterial zu besorgen. Obwohl da einiges organisiert hätte werden können, gab es eine Weisung aus Wien, das nicht mehr zu tun. Wir werden uns das für die Zeit nach der Krise merken. Es braucht für eine fle- xible und regional funktionierende Gesundheitsversorgung im Regelfall und in der Krise lokal autonome Entscheidungskom- petenz, weil die zentralen Entscheidungen viel zu langsam, zu träge gefällt werden. „In der Krise beweist sich der Charakter“, ein Zitat von Helmut Schmidt (deutscher Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1974-1982), dem wir fast nichts zuzufügen haben. Wir bedanken uns bei Ihnen allen, die sich im Rahmen der Co- ronakrise konstruktiv einbringen und sich an der Krisenbewäl- tigung mit ihrem ärztlichen Engagement beteiligen. Wir setzen uns im Rahmen des Möglichen auch mit kritischen Stimmen auseinander, müssen allerdings zur Kenntnis nehmen, dass wichtige – z.T. existenzielle – Fragen noch nicht beantwortet werden können. Unser Dank gilt besonders Christian Bern- hard, der als Bindeglied zwischen der Sanitätsbehörde des Lan- des und den Kolleginnen und Kollegen insbesondere bei Fra- gen zur Quarantäne und der CoV-2-Testung zur Verfügung stand und der Ärztekammer immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Unser Dank verbunden mit großer Anerkennung gilt auch der neuen Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Sie ist höchst gefordert im Krisenmanagement und zeigt eine be- wundernswerte Energie und Präsenz. Wir bedanken uns bei ihr für die gute und gegenseitig wertschätzende Kommunikation mit dem Wissen, dass wir nur gemeinsam aus dieser Krise kommen werden. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch das Zusammenwirken von Landesgesundheitspolitik, Krankenhausmanagement und Ärztekammer. Besonders wert- voll sind bei der aktuellen Problembewältigung Strukturen, die in Krisenzeiten hervorragend funktionieren. Der AKS, der ak- tuell viele Bereiche stilllegen musste, hat uns aus seinem Perso- nalpool zahlreiche besonders engagierte MitarbeiterInnen für die Infektions-Triageordinationen zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an alle, besonders auch dem Geschäftsführer Georg Posch. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kam- meramtes sind in der derzeitigen Situation besonders gefor- dert. Ihnen gilt deshalb ein ganz besonderer Dank. Für uns alle stellt diese Krise eine große Herausforderung dar: für die ÄrztInnen in den Krankenhäusern, die die per Gesetz erforderliche fachübergreifende ärztliche Tätigkeit an der Covid19-Front ausüben, für die niedergelassenen ÄrztInnen das Beschaffungsproblem der notwendigen Schutzausrüstung und die wirtschaftlichen Belastungen als Kleinunternehmer. Wir werden selbstverständlich alles versuchen, dass wir als Ärztinnen und Ärzte die Krise gut bewältigen können – auch unternehmerisch. Vieles wird aber erst dann zu regeln und zu verhandeln sein, wenn die Systeme wieder hochgefahren wer- den. Wir sind und werden bemüht sein, ihre Interessen best- möglich zu vertreten. Trotz allem: Als Gesellschaft und als ös- terreichische Bürger und Bürgerinnen werden wir lange von den Folgen dieser Pandemie betroffen sein. Wir appellieren da- her an alle unseres Standes nicht nur die persönliche Betroffen- heit, sondern auch die Auswirkungen auf die gesamte Bevölke- rung im Auge zu behalten. Es ist die Zeit für Solidarität und Kooperation – gerade auch für den ärztlichen Stand. Es ist nicht die Zeit für energieraubende Diskussionen über notwen- dige Maßnahmen. Wir benötigen alle gebündelten Kräfte für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung der Bevölkerung. Wie eingangs erwähnt, suchen viele nach Erklärungen und nach möglichen Veränderungen im Wirtschaftsleben, im Be- ruf und in der Gesellschaft in der Zeit nach Bewältigung der Krise. Schon früh hat sich dazu Matthias Horx, deutscher Pu- blizist und Zukunftsforscher in „48 – Die Welt nach Corona“ auseinandergesetzt. Sollten Sie das noch nicht kennen, eine empfehlenswerte Lektüre. Wenn nur ein Teil der in Aussicht gestellten positiven Änderungen einträte, gäbe das Anlass zur Hoffnung: Anstieg der Höflichkeit, Zunahme der Bedeutung von humanen Fragen statt Technik-Hype, weniger spaltende Hetze, Verzicht als Gewinn, Wiederbelebung alter Freund- schaften et cetera. Präsident OMR Dr. Michael Jonas VP Kurienobmann Angestellte Ärzte MR Dr. Hermann Blaßnig VP Kurienobmann Niedergelassene Ärzte MR Dr. BurkhardWalla ÄRZTE & ÄRZTINNEN IN VORARLBERG Die offizielle Facebook-Gruppe der Ärzteschaft Vorarlberg! Beitreten und immer auf dem aktuellsten Stand sein! ARZT IM LÄNDLE 04-2020 | 5

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