AIL Jänner/Februar 2020

aus der Kammer ... aus der Kurie Angestellte Ärzte von VP Kurienobmann MR Dr . HERMANN BLASSNIG I m Auftrag der Bundeskurie der Angestellten Ärzte werden kon­ tinuierlich alle in Ausbildung befindlichen Ärzte in Österreich be­ fragt. Aufgrund der unterschiedli­ chen Struktur der einzelnen Aus­ bildungen ist die Evaluierung spezifisch auf die drei Ausbildungs­ richtungen (Basisausbildung, Aus­ bildung zum Arzt für Allgemein­ medizin und Ausbildung zum Facharzt) ausgelegt. Ziel der Evalu­ ierungen ist die Erhebung von Stär­ ken und Schwächen an den öster­ reichischen Krankenhäusern aus Sicht der Ausbildungsärzte. Öster­ reichweit beträgt die Beteiligungs­ quote bei der Basisausbildung 46%, der Ausbildung zum Arzt für Allge­ meinmedizin 72,5% und bei Aus­ bildung zum Facharzt 31%. Basisausbildung – Zufriedenheit nur bei „2,36“ Mit einer Gesamtbewertung von 2,36 liegt Vorarlberg genau im Ös­ terreichdurchschnitt von 2,37 und damit deutlich unter dem besten Ergebnis von 2,19. Positiv zu be­ urteilen ist die insgesamt hohe An­ zahl an sehr guten und guten Beur­ teilungen. Hervorzuheben ist, dass gegenüber der letzten Befragung die Beurteilungen mit genügend oder nicht genügend deutlich zu­ rückgegangen sind (Abb. 1). Leider zeigt sich bei der Gesamtbewertung des Lernerfolges in der Basisaus­ bildung ein differenziertes Bild. So bewegt sich der Lernerfolg bei den Kenntnissen (Vorarlberg 65,30%, Österreich 71%) unter dem Öster­ reichschnitt und bei den Fertigkei­ ten (Vorarlberg 65,3%, Österreich 64,8%) nur mehr im Österreich­ schnitt (Abb. 2a & 2b). Bei den Er­ fahrungen (Vorarlberg 80%, Öster­ reich 75,8%) liegen wir über dem Österreichschnitt. Ausbildung Allgemeinmedizin Vorarlberg schnitt mit einer Ge­ samtbewertung von 2,30 (bei ei­ nem Österreichschnitt von 2,45) (Abb. 3). Gegenüber der Vorperi­ ode wurde die Ausbildung an den Vorarlberger Krankenhäusern um -0,15 Punkte schlechter bewertet. Wir mussten damit den Spitzen­ platz an Salzburg abtreten. Auch bei der Gesamtbewertung des Lernerfolges liegt die Ausbil­ dung zum Arzt für Allgemeinme­ dizin an den Vorarlberger Kran­ kenhäusern nur mehr im Öster­ reichschnitt (Abb. 4). Auch hier ist Handlungsbedarf zu sehen. Ausbildung Sonderfach Bei der fachärztlichen Ausbildung hat sich das Vorarlberger Ergebnis gegenüber den zuletzt durchgeführ­ ten Befragungen innerhalb von vier Jahren von 1,96 im Jahr 2015 auf 2,42 im Jahr 2019 verschlechtert. Der Österreichschnitt liegt weiter­ hin bei 2,30 (Abb. 5). Hier ist drin­ gender Handlungsbedarf angezeigt. Bei der Bewertung des Wissens­ erwerbs/Lernerfolges liegen wir mit 74% positiven Bewertungen unter den Österreichschnitt von 79,3% positiven Bewertungen (Abb. 6). Hier besteht noch Verbesserungs­ potential. Hervorzuheben ist, dass sich die Ausbildungsverantwortlichen, die Primarärzte und deren Vertreter in Vorarlberg weiterhin überdurch­ schnittlich gut um die Turnusärz­ te in Facharztausbildung kümmern (Abb. 7). Fazit Die vorliegenden Befragungen zei­ gen gegenüber den bisherigen Be­ fragungen ein differenziertes Bild. Leider haben sich die Ergebnisse von Basis- und Facharztausbildung gegenüber den vorherigen Evalu­ ierungsperioden zum Teil deutlich verschlechtert. Diese ist insbeson­ dere bei der Facharztausbildung zu sehen. Während dies im Jahr 2015 noch hervorragend (1,96) beurteilt wurde, hat sich das Ergebnis entge­ gen dem Österreichtrend um 0,46 Punkte verschlechtert. Als wichtige Faktoren für eine gute Bewertung der Ausbildung an einer Abteilung und des Lernerfol­ ges durch die Assistenzärzte wurden nachstehende Punkte identifiziert: • die Umsetzung eines guten Ausbildungskonzepts, • das Bemühen des Ausbildungs­ verantwortlichen um die Ausbildung, • die Erreichbarkeit und Unter­ stützung durch die Stamm­ mannschaft, • aktive Lernformen wie Ambu­ lanztätigkeit mit vidit; bedside teaching, selbständig Untersu- chungen durchführen, aktive Teilnahme an Abteilungsbespre­ chungen, abteilungsspezifischen Untersuchungen und Eingriffe durchführen, • Fortbildungen intern und/ oder extern sowie • eine gute Work-Life-Balance. Hier spielen die Fach- und Ober­ ärzte als Ausbildner eine zentrale Rolle. Ihre Aufgabe ist es, die Jun­ gärzte zu schulen und ihnen so ihr Wissen weiterzugeben. Dies bedarf entsprechender (zeitlicher und per­ soneller) Ressourcen. Im Hinblick auf verknappte zeitliche Ressour­ cen einhergehend mit administra­ tiven Mehraufwand und Fachärz­ temangel (bei gleichzeitiger Pensi­ onierungswelle der Babyboomer- Generation), wird es zunehmend erschwert, die aktuelle Qualität der Ausbildung halten zu können. Des­ halb sind die Verantwortlichen auch weiterhin aufgefordert, gemeinsam Lösungen dafür zu suchen, dass das System und somit die ärztliche Ver­ sorgung weiterhin verbessert wer­ den können – im Sinne der Patien­ ten und vor allem im Sinne der jun- gen Menschen, die den Beruf des Mediziners erlernen möchten. VP Kurienobmann MR Dr. Hermann Blaßnig Online-Befragung zur Ausbildung 6 | Arzt im Ländle 01/02-2020

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